France

Cannes 2021

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Regisseur Bruno Dumont unterrichtete vor seiner Film-Karriere als international anerkannter und preisgekrönter Regisseur Philosophie und drehte Werbefilme. Diese Kenntnisse kann er nun optimal einsetzen für seine bissige Mediensatire FRANCE, die er als Farce einer Farce inszeniert.

In ihrem Mittelpunkt steht France de Meurs (Léa Seydoux), der elegante und begehrte Mittelpunkt der Medienwelt von Paris: Als Moderatorin einer populären Nachrichtenshow interviewt sie mal einen Guerillaführer im Kugelhagel eines Gefechts, oder bei einer Pressekonferenz im Élyséze-Palast den französischen Präsidenten (in einer Gastrolle: Emmanuel Macron). Immer adrett gekleidet und etwas zu viel geschminkt, verbreitet sie auch dann noch gute Laune, wenn sie von den Krisen und Kriegen der Welt berichtet. Sie ist das Aushängeschild ihres Senders und der Star ihrer eigenen Sendung. Dabei bedient sie alle Bedürfnisse der modernen Medienwelt, die nach schnellen Sensationen giert, unterscheidet nicht immer zwischen Fake und Fakten, etwa wenn sie vortäuscht, selbst bei der Reportage in einem Flüchtlingsboot auf dem Mittelmeer zu sitzen, obwohl sie nebenan gemütlich auf einer Luxusyacht schippert. Das Elend der realen Welt steht hier immer im Kontrast zum Glamour der Nachrichtenwelt, die von France als Selling Point vertreten wird.

Doch ein kleines Malheur wirft sie aus der Bahn, als sie eines Tages einen Unfall verursacht und ein Rollerfahrer leicht verletzt wird. Als sie selbst in den Schlagzeilen steht, gerät ihr Leben überraschend aus den Fugen. Sie hat ihre Emotionen nicht mehr im Griff und beginnt, an ihrem Job zu zweifeln. Längst geht es nicht mehr um Nachrichten und Informationen, sondern nur noch um Follower und Likes. France zieht sich zurück in ein Sanatorium, um wieder Halt zu finden und ihr Leben neu zu ordnen.

Doch auch dort findet sie zunächst keine Ruhe. Ein Verehrer, der es gut mit ihr zu meinen scheint und sie umgarnt, entpuppt sich als Journalist, der sich nur an sie heran gemacht hat, um eine Sensations-Story zu bekommen. Aber sie kämpft, erfindet sich in dieser Krise neu und kommt zurück wie Phönix aus der Asche. Ein wirkliches Happy End ist ihr jedoch nicht vergönnt.

Lea Seydoux kann in ihrer Rolle des kühl berechnenden Medienstars wieder einmal überzeugen. Längst ist sie ein Star in Frankreich und hat durch ihren Einsatz als Bond-Girl auch außerhalb ihres Heimatlandes und über die Arthouse-Szene hinaus Berühmtheit erlangt. Als ihr Film im letzten Jahr in Cannes präsentiert wurde, war er nur einer von insgesamt vieren mit ihrer Beteiligung. Die Sensationspresse bezeichnete sie schon als “Die Königin von Cannes”, tatsächlich aber konnte sie wegen ihrer Corona-Erkrankung gar nicht an die Côte d’Azur reisen.

Als ihr Ehemann agiert im Film der Musiker und Schauspieler Benjamin Biolay und Juliane Köhler als mimt eine Zufallsbekanntschaft, die sich in einer witzigen Szene partout nicht an den Namen unserer Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel erinnern kann.

Dumont inszeniert diese Medienwelt schrill, knallbunt und laut, führt sie ad absurdum und verdeutlicht ihren eklatanten Mangel an Werten. Ob der Regisseur dies auch als Metapher für ganz Frankreich gemeint hat, und daher ganz bewusst Vornamen und Filmtitel gewählt hat, mag jeder selbst entscheiden.

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