Frankenstein
Vereinigte Staaten | 2025 | FSK TBA

Schon wieder eine Frankenstein-Verfilmung? Was sollte uns da nach POOR THINGS noch beeindrucken? Der Stoff ist hinlänglich bekannt, Verfilmungen gibt es unzählige und dennoch gelingt es del Toro, die Geschichte auf konventionelle Art auszubreiten, nimmt sich Zeit, legt trotz aller Effekte den Schwerpunkt auf das Erzählerische und führt uns so nah an den Kern des Werks, dass wir es in der heutigen Zeit wiedererscheinen sehen.
Auf der Pressekonferenz wurde del Toro gefragt, ob sein Monster eine Metapher für KI sei. Er verneinte lächelnd und erklärte, dass er vor künstlicher Intelligenz keine Angst habe, dafür aber vor menschlicher Dummheit. Und das trifft es schon eher, denn was dem Monster in seiner Begegnung mit Menschen widerfährt, ist neben Gewalt, Ausgrenzung und Hass vor allem Dummheit. Und irgendwie scheint das die Brücke zur heutigen Zeit zu sein, wo die Menschheit sich mehr und mehr weigert, aus Fehlern zu lernen und lieber unreflektiert irgendwelchen von Megalomanen erhobenen Doktrinen hinterherläuft.
Wie bei Mary Shelley erzählt Del Toro den Klassiker in zwei Episoden. Einmal aus der Sicht des egozentrischen Wissenschaftlers Viktor Frankenstein und dann aus der Sicht des Monsters, das wegen seiner Unvollkommenheit die Liebe seines Schöpfers verliert. “Wir alle haben das Recht, unperfekte Menschen zu sein”, so del Toro in Venedig, “Das ist für mich sehr biografisch, und ich denke, das ist es für alle Menschen, die ihre Seele bewahren wollen in der heutigen Zeit.“


