Frühling in Paris

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Frühling in Paris - 2021 Poster

"Frühling in Paris" ist auch online verfügbar.

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Das hochgelobte Kinodebüt der erst 20-jährigen Suzanne Lindon ist die charmante Geschichte einer ersten Liebe, die passenderweise in Paris spielt, aber noch viel mehr bietet: Die Regisseurin und Autorin, die auch die Hauptrolle spielt, erzählt sehr sensibel und mit leisem Humor von den Schwierigkeiten, heute jung zu sein, und findet dabei ihren ganz speziellen Stil, der von einer schlichten, feinen Eleganz geprägt ist.

Suzanne ist 16 und ziemlich genervt vom Alltag. Sie langweilt sich in der Schule, mit ihren Freundinnen und ganz generell mit allem und jedem. Auf ihrem Schulweg begegnet sie dem Schauspieler Raphaël, für den sie zu schwärmen beginnt. Sie spioniert ihm heimlich nach, und schließlich kommt es zu einem Treffen. Raphaël, der deutlich älter ist als Suzanne, scheint von dem jungen Mädchen ebenso fasziniert zu sein wie sie von ihm. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander, Suzanne blüht in seiner Gegenwart regelrecht auf, und Raphaël, der gerade eine Schaffenskrise durchlebt, findet durch Suzanne zu einer neuen oder zumindest anderen Form von Lebensfreude. Gemeinsam erleben sie den Frühling und das Verliebtsein in allen Abstufungen – von der ersten schüchternen Annäherung bis zur Ernüchterung. 

Das Spektakuläre an diesem Film ist, wie unspektakulär er ist. Zu Beginn wirkt die Geschichte liebenswert, beinahe niedlich, aber auch sehr normal. Das ändert sich schnell, denn Suzanne Lindon gelingt es in ihrer Dreifachrolle als Autorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin scheinbar mühelos, das Publikum einzufangen und mitzunehmen. Das liegt zum einen daran, dass sie mit wachem Blick für die Realität ein ganz normales Mädchen von heute darstellt. Dieses Mädchen ist weder durch familiäre noch durch soziale Schwierigkeiten irgendwie herausgefordert. Auf den ersten Blick gibt es hier also sehr wenig Raum für Konflikte und Krisen, die ja bekanntlich sowohl Brot als auch Butter für Drehbuchautoren sind. Zum anderen liegt die Qualität des Films genau darin, wie Suzanne Lindon mit diesem scheinbaren Verzicht auf das Besondere umgeht: Sie arbeitet die Details heraus, sie kümmert sich um das Innenleben ihrer Hauptpersonen, die wenig sprechen und hauptsächlich in ihren Handlungen zeigen, wie sie sich fühlen und zueinander stehen.

Suzanne Lindon spielt ihr 16-jähriges Alter Ego als Teen mit vielen, auch ambivalenten Eigenschaften – ein Mädchen, dem man beim Erwachsenwerden zusehen kann, eine Suchende: ein bisschen unsicher, oft auch mal widersprüchlich, eigentlich ein typischer Teenager. Sie ist rotzig und manchmal bissig, gleichzeitig auch sehr scheu und erfüllt von einer grundsätzlichen Unschuld, die sie sehr sympathisch macht und die weniger auf Naivität als auf einer gewissen Unerfahrenheit beruht. 

Die Filmemacherin verzichtet weitgehend auf Establishing Shots, die Kamera bleibt immer dicht an den Figuren. Wer hier hofft, einen Paris-Film zu sehen, der zu bekannten Sehenswürdigkeiten führt, wird nur wenig wiedererkennen. Dieses Paris ist gleichzeitig alltäglich und besonders, so wie die Hauptperson. Gelegentlich wird es dann sogar poetisch: kleine Anleihen bei großen Kollegen, wie etwa die liebevoll zitierten REGENSCHIRME VON CHERBOURG sorgen für einen Hauch Nouvelle Vague, der  durch die Szenerie weht.