In Liebe lassen

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in liebe lassen - 2020 - poster

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Der Tod klopft mal wieder an eine Tür und das viel zu früh. Krebs im Endstadium. Dies zu akzeptieren fällt schwer. Der von Catherine Deneuve gespielten Mutter Crystal noch mehr als ihrem erkrankten 40-jährigen Sohn Benjamin (Benoît Magimel). Auf höchst einfühlsame Weise begleitet Regisseurin Emmanuelle Bercot den Leidens- und Sterbeprozess über ein Jahr verteilt. Die Krankheit und das Schicksal zu akzeptieren, daran hat insbesondere auch der Onkologe Dr. Eddé mit seinen besonderen Methoden großen Anteil. Gespielt wird er von Gabriel A. Sara, dem Direktor des New Yorker Mount Sinai Hospital.

Wie viele Krawatten der exzellent französisch-sprechende Mediziner US-libanesischer Herkunft in seinem Schrank hat, würde man gerne wissen. Im Laufe des Sterbedramas von Emmanuelle Bercot, trägt er jedenfalls eine Menge unterschiedlicher und teils auch abenteuerlicher Exemplare, jedes Mal bewusst ausgewählt, um eine persönliche Verbindung zu seinen Patienten aufzubauen. Regisseurin Bercot erzählte schon in ihrem vorangegangenen Film „Die Frau aus Brest“, die Geschichte einer mutigen Ärztin, die nach dem Tod zahlreicher Patienten gegen ein mächtiges Pharmaunternehmen mobil machte — sie ist also, so könnte man sagen Expertin auf dem Gebiet einfühlsamer Dramen die sich um den Tod drehen. Ein schwierige und heikle Kunst.

Dr. Eddé ist ein supersympathischer und emphatischer Arzt, der sich Zeit nimmt und seine Diagnosen behutsam übermittelt, der Trost spenden, aber auch Mut machen kann. „Wenn die Folgen der Chemie weniger sind als der durch die Krankheit verursachte Schmerz, dann lohnt es sich, über diesen Schritt nachzudenken“, sagt er zu Beginn des Films einmal. Gemeinsames Singen auf der Station oder am Krankenbett gehören ebenfalls zu seinen Methoden, Leid zu lindern oder wenigstens für einen Moment abzulenken von den Schattenseiten des Unvermeidlichen. Allein ihn auf der Leinwand entdecken und erleben zu dürfen, ist ein Ereignis, wenngleich die Entspanntheit des gesamten Personals auf der Krankenstation vielleicht nicht unbedingt der Wirklichkeit des am Anschlag operierenden (französischen) Gesundheitssystems entsprechen dürfte. 

Eugénie (Cécile de France), wirkt als zuständige Krankenschwester mit einer über das Fachliche hinausgehenden Anziehung auf „ihren“ Patienten mit. Beide begleiten Mutter und Kind voller Hingabe auf ihrem Weg, und helfen ihnen das Unausweichliche zu akzeptieren. Im Zentrum der Geschichte steht das Verhältnis zwischen der von der Situation sichtbar überrumpelten und überforderten Mutter und dem mitten im Leben stehenden Sohn, einem Theaterregisseur, der sein Schicksal lange nicht wahrhaben will, sich als Versager wahrnimmt, während die Mutter nicht akzeptieren mag, dass sie ihn verlieren wird. Der Protagonist, Schauspiellehrer Benjamin, wurde stets von seinen Schülern dafür geschätzt, wie er ihnen hilft zu ihren innersten Gefühlen und Ängsten vorzudringen und sie kreativ einzusetzen. Eine Fähigkeit die dem 40-Jährigen selbst nicht gelingt, als er erfährt, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist. Sowohl Mutter als auch Sohn erleben eine emotionale Achterbahnfahrt, bei der auch Stationen der Vergangenheit berührt werden und innere, teils noch nicht abgeschlossene Konflikte hochkochen.

Insbesondere Benoît Magimel überzeugt dabei durch seine emotionale Wandlungsfähigkeit und springt glaubhaft vom harten Zyniker zum verletzlichen Zeitgenossen. Catherine Deneuve unterstreicht routiniert den Weg einer mit unvermeidlichen Leid konfrontierten Mutter. Im Laufe des Handlungsjahres ruft Dr. Eddé beiden immer wieder ins Gedächtnis, die Zeit zu nutzen und Aufzuräumen mit Dingen, die auf das nahende Ende hin den Frieden stören könnten – und die das Loslassen erleichtern. So versuchen sie sich gegenseitig daran zu erinnern, wie schön die gemeinsam Zeit war, die sie zusammen verbringen konnten. Ein sehr einfühlsamer Film der sich auch nach der Sichtung nicht direkt verflüchtigt und eine emotionale Reise über vier Jahreszeiten hinweg darstellt.

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