Inception
Vereinigte Staaten, Großbritannien | 2010 | FSK 12
4 Oscars 2011: Beste Spezialeffekte, Beste Kamera, Bester Ton, Bester Tonschnitt
Mit seinem ungewöhnlichen Heist-Thriller „Inception“ versprach Christopher Nolan damals das Blockbuster-Kino förmlich auf den Kopf zu stellen – und er hielt sein Wort! Wenn es um gigantomanische, genresprengende und ästhetisch wie intellektuell stimulierende Sensationsfilme geht, sollte man sein 2010er Meisterwerk ganz weit oben listen. Gemeinsam mit einem Spitzen-Cast der A-Liga Hollywoods, einer intelligenten Story und einer ungeahnten Subversion des Traummotivs gelang Nolan ein quasi zeitloser Dekaden-Film, der auf vielen Ebenen begeistert und mittlerweile völlig zurecht im popkulturellen Gedächtnis verankert ist.
Für Dom Cobb (Leonardo Di Caprio) sind Träume nicht nur die Imagination des Schlafenden, sondern die Basis eines ebenso lukrativen wie dubiosen Berufs. An der Spitze eines ausgefuchsten Teams hat er sich als Extraktor, der Leuten ihre Träume stiehlt, einen Namen gemacht. Auf diese Weise gelangt er an Wirtschaftsgeheimnisse, die er profitträchtig weiterverkauft. Nur hat er sich in der Vergangenheit wohl mit den falschen Unternehmen eingelassen, denn er steht auf mehreren Abschusslisten und ist nirgendwo mehr wirklich sicher. Der Großindustrielle Saito (Ken Watanabe) heuert ihn für einen letzten Job an, der seinen letzten Weg in die Freiheit markieren könnte. Dieser letzte Job birgt aber mancherlei Schwierigkeiten, die letzte Jobs nun mal so mit sich bringen: Cobb soll dieses Mal keinen Traum stehlen, sondern einen implementieren.
Von Silvia Bahl
Christopher Nolan gehört zu den talentiertesten Regisseuren unserer Zeit. Mit „Memento“ ist ihm ein Meilenstein des Independent Kinos gelungen, „The Prestige“ und seine Neuauflage der Batman Reihe zeigten, dass er auch Großproduktionen seinen eigenen, besonderen Stil verleiht. „Inception“ verbindet originelle Ideen mit beeindruckender Visualität und nimmt uns mit auf eine Reise in die Welt der Träume und des Unterbewussten.
In einer Welt des gläsernen Menschen sind Geheimnisse so kostbar, dass einige ein Vermögen bezahlen würden, um ihre Interessen zu schützen. Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist ein Meister auf dem Gebiet der Extraktion, einer besonderen Form der Industriespionage. Im Schlaf verbindet er sein Bewusstsein über eine ausgeklügelte Methode mit dem eines anderen und kreiert einen künstlichen Traum, den das potentielle Opfer mit seinen intimsten Gefühlen und Gedanken füllt und früher oder später die Information offenbart, welche Cobb für viel Geld verkaufen wird. Bei einem Auftrag in Tokio macht er die Bekanntschaft mit dem undurchsichtigen Geschäftsmann Mr. Saito (Ken Watanabe), der ihm ein fragwürdiges Angebot macht: Cobb soll, zusammen mit seinem Team, etwas noch nie da Gewesenes versuchen – eine Inception, die Einpflanzung einer fremden Idee in die Psyche eines anderen. Damit erhofft sich Saito, den Sohn seines im Sterben liegenden Konkurrenten dazu zu bringen, das Firmenimperium seines Vaters zu zerschlagen. Cobb ist skeptisch, doch die Gegenleistung klingt zu verlockend; nach vielen Jahren des Exils könnte ihm eine straffreie Rückkehr nach Hause ermöglicht werden, wo er als Mörder seiner Frau (Marion Cotillard) gesucht wird. Getrieben von der Sehnsucht, seine Kinder endlich wieder zu sehen, macht sich Cobb auf die Suche nach einem Team und rekrutiert die junge und begabte Studentin Ariadne (Ellen Page), die als Traumarchitektin ausgeklügelte Labyrinthwelten erschaffen kann, und den Fälscher Eames (Tom Hardy), der Identitäten simuliert. Zusammen gelingt es ihnen den Firmenerben (Cilian Murphy) auf einer Flugreise zu betäuben und in sein Bewusstsein einzudringen. Doch dieser ist vorbereitet und greift das Team mit trainierten Projektionen seiner eigenen Psyche an. Zudem gesellt sich eine andere Bedrohung dazu: Cobbs verbirgt selbst dunkle Geheimnisse in seiner Seele, die jetzt zur tödlichen Gefahr für alle Beteiligten werden…Nolans neues Meisterwerk ist eine faszinierende Mischung aus surrealistischem Heist-Movie, einer Liebesgeschichte und einer filmischen Reflexion über die Schwierigkeit Wirklichkeitseindrücke zu objektivieren. Ähnlich wie in Memento werden wir mit einer Fülle von Zeit und Realitätsebenen konfrontiert, die allerdings diesmal linear inszeniert sind und dem Zuschauer auch in ihrer Komplexität verständlich bleiben. Dabei nutzt Nolan die unendlichen inszenatorischen Möglichkeiten, die der Traum bietet und erzeugt beeindruckende Bildwelten, die stellenweise an Matrix erinnern. Mit einem hochgradig besetzten Ensemble schafft er es einen spannenden und anspruchsvollen Film zu verwirklichen, der an die Wurzeln des Kinos als Illusionsraum erinnert. (Silvia Bahl)