Intrige

Venedig 2019 - Großer Preis der Jury

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Von der Dreyfus-Affäre haben wir alle mal gehört, doch wer genau war nochmal dieser Alfred Dreyfus? Er war ein junger, vielversprechender, aber eben auch jüdischer Capitaine der französischen Armee, der im Jahre 1895 degradiert und auf die Teufelsinsel verbannt wurde, weil er angeblich für die Deutschen spioniert hatte. Roman Polanski wollte diesen Stoff immer schon verfilmen, seine Geldgeber stellten sich eine internationale Verfilmung in englischer Sprache vor, doch Polanski lehnte dies ab.

Anfang des Jahres 2018 bot ihm dann der französische Produzent Alain Goldman an, mit ihm den Film in französischer Sprache zu realisieren. Polanski sprach sogleich seinen Drehbuchautoren Robert Harris an, mit dem er gerade GHOSTWRITER beendet hatte, und der sogleich Feuer und Flamme war. Aber der Beginn der Dreharbeiten verzögerte sich, so dass Polanski VENUS IM PELZ vorziehen musste. Harris nutzte die Zeit, recherchierte und veröffentlichte seine Ergebnisse in einem Sachbuch, das schnell zum Bestseller avancierte. Fürs Drehbuch entschieden sich dann beide, die Geschichte aus der Sicht von Oberst Picquart zu erzählen.

Der war Zeuge der Entehrung Dreyfus’ und wurde kurze Zeit später Geheimdienstchef der Abteilung, die Dreyfus der angeblichen Spionage überführte. Anfänglich überzeugt von dessen Schuld, kamen Picquart Zweifel, als weiterhin militärische Geheimnisse an die Deutschen verraten wurden. Doch seine Vorgesetzten wiesen ihn an, die Sache unter den Tisch fallen zu lassen. Entgegen seines Befehls ermittelte er weiter und geriet in ein gefährliches Labyrinth aus Verrat und Korruption, das nicht nur seine Ehre, sondern auch sein Leben in Gefahr brachte.

Schließlich war es der Schriftsteller Emile Zola, ein Freund Picquarts, der den Fall ans Licht brachte. Sein offener Brief mit der Überschrift “J’accuse” (“Ich klage an”), gesendet an den Präsidenten der Französischen Republik und in der Zeitung „L‘Aurore“ veröffentlicht, löste  den wahrscheinlich größten politischen Skandal des späten 19. Jahrhunderts aus. Doch auch Zola musste für seine Wahrheitsliebe einen hohen Preis zahlen: Er wurde zu einem Jahr Haft und einem Bußgeld von 3.000 französischen Francs verurteilt. Erst sieben Jahre nach der Affäre wurde Dreyfus freigesprochen und rehabilitiert.

Natürlich war es immer schon ein Herzenswunsch Polanskis, diese Geschichte zu erzählen, belegt sie doch einen Antisemitismus, der lange vor dem 2. Weltkrieg in Europa Usus war. Doch wer ihm vorwirft, die Geschichte aus jüdischer Sicht zu erzählen, tut ihm Unrecht, denn Polanski hält sich an die Fakten, erzählt nüchtern und unaufgeregt und versucht Emotionen zu vermeiden. Jean Dujardin spielt den Geheimdienstchef quasi als Einzelgänger, der wie ein Kommissar klug ermittelt, alle bisherigen Beweise hinterfragt und ein ungeheuerliches Geflecht aus Antisemitismus, Macht und Vertuschung frei legt.

Polanski legt Wert auf die Feststellung, dass er die Geschichte gänzlich subjektiv erzählt, aber alle wichtigen Ereignisse authentisch sind, ebenso wie viele der gesprochenen Worte, weil sie aus den damaligen Aufzeichnungen stammen. So gelingt ihm nicht nur eine beeindruckende Geschichtsstunde, sondern auch ein Politthriller, der präzise wie packend inszeniert ist und erstaunlich aktuell universelle Fragen nach Schuld, Gewissen und Wahrheit aufwirft.