Judy

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Judy - 2019 Filmposter
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Die Rolle der Dorothy in „Der Zauberer von Oz“ und ihre Interpretation des Filmsongs „Over the Rainbow“ verhalf Judy Garland 1939 im zarten Alter von 17 Jahren zu Weltruhm. Doch der Erfolg hatte seinen Preis. Das berührende und brillant von Renée Zellweger verkörperte Filmporträt „Judy“ - basierend auf dem Theaterstück „End of the Rainbow“ von Peter Quilter- konzentriert seinen Blick auf das letzte Lebensjahr der amerikanischen Schauspielerin und Sängerin, die 1969 mit nur 47 Jahren an einer Schlafmittel-Überdosis starb.

Das wirkliche Leben des als Frances Ethel Gumm geborenen Multi-Talents verlief weitaus weniger märchenhaft als es ihr kometenhafter Aufstieg vermuten ließe. Fünf gescheiterte Ehen, verbunden mit Sorgerechts-Streitigkeiten, immer wieder auftretende finanzielle Probleme, vor allem aber eine jahrelange Alkohol- und Tablettenabhängigkeit hinterließen ihre Spuren. Ihre Karriere war von einem ständigen Auf und Ab geprägt. Nach ihrem Durchbruch trat sie in mehreren MGM-Musicals auf, verlor aber ihren Vertrag, als es, bedingt durch ihre persönlichen und gesundheitlichen Krisen, immer wieder zu Drehverzögerungen kam. Der Erfolg kehrte Mitte der fünfziger Jahre zurück, als sie mit einer Gesangsshow quer durch die USA tourte, mit ihren Darbietungen ihr Publikum mitriss, und auch in den Musik-Charts Erfolge verbuchen konnte. Auch ihre Filme waren wieder erfolgreich, für ihre Leistungen in „Ein neuer Stern am Himmel“ und „Das Urteil von Nürnberg“ erhielt sie Oscar-Nominierungen.

Der Film rückt das letzte Lebensjahr Garlands in den Fokus, beleuchtet mit Rückblenden auf die Dreharbeiten zum „Zauberer von Oz“, aber auch ihre Zeit bei MGM. Unter anderem durch Fehlspekulationen ihrer Manager und erheblichen Steuerschulden ist die Mittvierzigerin ziemlich abgebrannt und auf jedes Engagement angewiesen. Da erhält sie ein Angebot des Londoner Nachtclub-Besitzers  Bernard Delfont, der ihr ein mehrwöchiges Gastspiel als Sängerin in seinem angesagten Etablissement „Talk of the Town“ anbietet. Notgedrungen nimmt sie an, auch wenn die Gage weit unter dem liegt, was sie früher gewohnt war. Denn sie hat zu dieser Zeit nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf, ist sie doch unlängst wegen Zahlungsunfähigkeit aus ihrer Hotel-Suite geflogen, in der sie mit ihren beiden Kindern Lorna und Joey aus der geschiedenen Ehe mit Sydney Luft lebte. Keine gute Position im Streit mit Ehemann Nr. 3, der sich einiger Zeit bereits um das alleinige Sorgerecht bemüht.

Was ihr den Aufenthalt versüßt, ist die uneingeschränkte Zuneigung der Engländer für den Star aus Übersee. Hier ist sie noch wer, ihre Auftritte sind ausverkauft, doch jeden Abend droht auch die Katastrophe, der Abbruch, wenn sie es überhaupt auf die Bühne schafft. Schwer gezeichnet von ihrem jahrelangen Missbrauch von Aufputsch- und Schlafmitteln, ist jeder ihrer Auftritte ein Kraftakt. An guten Tagen jedoch reißt ihre ungeheure Bühnenpräsenz ihr Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.

Mit nahezu atemberaubender Intensität verkörpert Zellweger, die übrigens alle Lieder selbst singt, diese Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs, ja sie verschmilzt geradezu mit ihrer Rolle und hat sich mit dieser oscar-reifen Leistung, nach der selbst  gewählten Auszeit vom Filmgeschäft, in die Top-Riege der Schauspiel-Garde zurückkatapultiert. Wir fühlen mit, wenn sie unter der Trennung von ihren Kindern leidet, freuen uns, wenn sie sich wieder hochgerappelt hat und auf der Bühne aufblüht. Auch ihr jugendliches Pendant überzeugt. In Rückblenden auf die Dreharbeiten zum “Zauberer von Oz” erleben wir mit, wie der Teenager gnadenlos vom MGM-Boss manipuliert und zur Einnahme von Aufputsch- und Schlafmitteln gezwungen wird, damit sie die anstrengenden Dreharbeiten übersteht. Das galt damals noch als unbedenklich, legte aber letztlich den Grundstein für ihre spätere Abhängigkeit.