Juror #2
Vereinigte Staaten | 2024 | FSK 12

Mit JUROR #2 legt Clint Eastwood, der mittlerweile 94-jährige Altmeister des amerikanischen Kinos, ein Spätwerk vor, das an die Wucht und Präzision seiner größten Filme erinnert. Sollte dies tatsächlich sein letzter Film sein, verabschiedet er sich mit einem intensiven, zutiefst moralischen Drama, das durch seine subtile Kraft und meisterhafte Inszenierung besticht.
Im Fokus steht Justin Kemp, gespielt von Nicholas Hoult, ein unscheinbarer Geschworener, der mitten in einem Mordprozess entdeckt, dass er selbst eine Verbindung zum Verbrechen haben könnte. Während er zwischen Gerechtigkeit und Eigeninteresse hin- und hergerissen ist, entfaltet Eastwood ein packendes, beinahe klaustrophobisches Psychogramm. Die Spannung brodelt, nicht durch spektakuläre Effekte, sondern durch eine leise, unbarmherzige Subtilität, mit der Eastwood Justins inneren Konflikt und die Dynamiken im Gerichtssaal ausleuchtet.
Es ist diese zurückhaltende, präzise Erzählweise, die den Film aus der Masse hebt. Mit kleinen Gesten und wenigen, aber eindringlichen Dialogen schafft Eastwood eine Atmosphäre, die unter die Haut geht. Nicholas Hoult brilliert in der Rolle eines Mannes, der verzweifelt versucht, die Kontrolle zu behalten, während Toni Collette als unnachgiebige Anwältin eine scharfe Antagonistin abgibt.
JUROR #2 ist mehr als nur ein spannender Thriller. Es ist eine Meditation über Schuld, Wahrheit und die moralischen Grauzonen des Lebens. Eastwood beweist, dass er auch in seinem Spätwerk eine unvergleichliche Fähigkeit besitzt, große Fragen des Menschseins mit erzählerischer Eleganz zu verhandeln. Sollte dies sein finales Werk sein, dann ist es eines, das seine Karriere mit einer leisen, aber eindrucksvollen Note beschließt. Ein Abschied in Würde, mit Nachdruck und bleibendem Eindruck.