Kajillionaire

Infos Vorführungen

Kajillionaire - 2020 Filmposter
Informationen

Die Schriftstellerin, Performance-Künstlerin und Regisseurin Mirandy July ist für ihren skurrilen Stil und schrägen Humor bekannt. Nach acht Jahren Wartezeit kommt nun nach THE FUTURE ihr neuester Film mit dem Zungenbrecher-Titel KAJILLIONAIRE in unsere Kinos, der dem Ruf des Multitalents mehr als gerecht wird. Im Mittelpunkt steht eine Kleinkriminellen-Familie, die sich durch innovative Trickbetrügereien über Wasser hält.

Gleich das erste Bild gerät zum optischen Triumph, gleichsam ein Gruß aus der visuellen Küche der stilbewussten Filmkünstlerin. Der orangefarbene Bus fährt zur Haltestelle vor dem babyblauen Post-Gebäude. Kaum sind die Passagiere ausgestiegen, sieht man das Familien-Trio, das jene Filiale überfallen wird. Kein großer Coup, vielmehr kleine Trickdiebstähle, bei denen Päckchen aus Schließfächern gemopst werden. Der Inhalt entpuppt sich meist als schnöder Kleinkram.

Lukrativer läuft die Masche, gestohlene Briefe als vermeintliche Fundsache an die Besitzer zurückzubringen. Raffiniert und mit akrobatischem Körpereinsatz schleicht die schrecklich diebische Familie täglich an ihrem Vermieter vorbei, um peinliche Nachfragen nach den Mietschulden zu vermeiden. Umgekehrt ertragen sie klaglos, wenn regelmäßig rosaroter Schaum der benachbarten Seifenblasen-Fabrik durch die Decke dringt. Die gemütliche Kleinkriminalität findet ein jähes Ende, als in der Postfiliale eine Überwachungskamera installiert wird.

Während die meisten Eltern ihre Kinder dazu anhalten, nicht zu stehlen, schwindeln oder zu betrügen, ist bei Robert und Theresa Dyne das Gegenteil der Fall. 26 Jahre lang haben sie ihre Tochter Old Dolio dazu erzogen, sich am ‘Familienunternehmen’ zu beteiligen und ihre Mitmenschen mit Betrügereien und Diebstählen übers Ohr zu hauen. Reich geworden sind sie dadurch nicht. Das Trio haust in einem heruntergekommenen leerstehenden Bürogebäude neben einer Badeschaum-Fabrik, doch Old Dolio, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, kennt es nicht anders und kann sich gar kein anderes Leben vorstellen. Als jedoch ihre Eltern auf die Idee kommen, die gewitzte Melanie in ihr Kleinunternehmen zu integrieren, gerät die Welt aller Beteiligten aus den Fugen. Nach anfänglicher Eifersucht entwickelt sich zwischen den beiden gegensätzlichen jungen Frauen eine intensive Freundschaft, die Old Dolio allmählich bewusst macht, dass elterlichen Fürsorge sehr unterschiedlich aufgefasst werden kann und die Grenze zur Ausbeutung fließend ist.

Bei ihrem dritten Kinostreich erweist sich Miranda July einmal mehr als ebenso eigenwillige wie einfallsreiche Kino-Poetin mit einem großen Herz für ihre etwas sonderbaren Figuren. Richard Jenkins und Debra Winger spielen die schrulligen Eltern mit umwerfender Komik und haben spürbar Spaß an solchen Typen. Ähnlich ergeht es „Westworld“-Star Evan Rachel Wood, die sich erst klammheimlich und schließlich immer furioser bisheriger Familienfesseln entledigt – und mit einem verblüffenden Happy End der wunderbaren Art belohnt wird. An so viel erzählerischer Leichtigkeit samt lässig servierter Wow-Effekte hatte wohl auch Brad Pitt seinen Spaß, dessen Firma „Plan B“ das Werk produzierte.