KINGDOM – DIE ZEIT, DIE ZÄHLT entführt ins Korsika der 1990er-Jahre, wo zwischen Tradition, Clanstrukturen und Gewalt eine unerwartet zarte Vater-Tochter-Geschichte entsteht. Nach der umjubelten Premiere in Cannes überzeugt Julien Colonnas Debüt als eindringliche Mischung aus Coming-of-Age-Drama und Mafia-Epos; eine bewegende Reflexion über Familie, Erbe und die Hoffnung, dem Kreislauf der Gewalt zu entkommen.

Die junge Lesia verbringt ihren ersten Sommer als Teenagerin, als ihr Leben plötzlich eine dramatische Wendung nimmt: Ihr Vater, ein berüchtigter Mafiaboss, lässt sie nach einem Autobombenanschlag zu sich holen, um sie vor den Folgen seiner eigenen Fehden zu schützen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Flucht und begegnen sich dabei erstmals wirklich.

Regisseur Julien Colonna, selbst Sohn des mutmaßlichen Mafia-Bosses Jean-Jé Colonna (der 2006 bei einem Autounfall ums Leben kam), verleiht der Geschichte eine außergewöhnliche Authentizität. Indem er seine eigene Familienerfahrung in die Perspektive einer jungen Frau verlagert, öffnet er den Blick in eine Welt, von der Frauen traditionellerweise ausgeschlossen sind.  Das Ergebnis ist ein intensives, sehr persönliches Drama, das von bedrohlicher Stille ebenso lebt wie von plötzlichen Gewaltausbrüchen. Statt gängigen Mafia-Klischees zu folgen, zeichnet KINGDOM ein nuanciertes Bild von Loyalität, Angst und den unausweichlichen Konsequenzen eines Lebens im Schatten der Vendetta.