La Grande BellezzaDie große Schönheit

Wettbewerb, Cannes 2013 / Oscar "Bester fremdsprachiger Film"

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La Grande Bellezza - 2013 Filmposter

"La Grande Bellezza" ist auch online verfügbar.

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Eine Art Update von Fellinis “Roma” liefert uns hier Paolo Sorrentino, der schon mit “Cheyenne” und “Il Divo” auf sich aufmerksam machte. Durch die ewige Stadt führt uns der Klatschkolumnist Jep Gambardella, der trotz seines fortgeschrittenen Alters immer noch auf der Suche nach den wahren Werten des Lebens ist. Gefunden hat er bisher nur die Ewigkeit, oder um es mit den Worten des italienischen Dichters Mario Soldati zu sagen: „Was ist das Gefühl von Ewigkeit, wenn nicht das Gefühl von Leere.“

Genau diese Leere ist es, die Gambardella mächtig zusetzt. In seinem schicken Apartment, direkt gegenüber dem Colosseum gelegen, trifft sich abends die High Society der Stadt, um sich über die unbedeutenden Dinge des Lebens auszutauschen. Für Gambardella waren diese Partys immer schon ein niemals versiegender Quell an Klatsch und Gossip, mit dem er mühelos seine tägliche Kolumne in einer römischen Gazette füllen konnte. Doch in letzter Zeit ist er dieses Lebens überdrüssig geworden, sucht in einem hippen Party-Rom mit jeder Menge schriller und lauter Leute, die ihren eigenen Geschäften, Intrigen und sonstigen Machenschaften nachgehen, nach den wahren Werten des Lebens, die er irgendwo hinter all dem Krach und Rummel des modernen Lebens vermutet. Vielleicht ist es auch sein fortgeschrittenes Alter, das Gambardella eine Quintessenz ziehen lässt, in der all die schnellen Autos, die attraktiven Frauen und wüsten Partys, kurz sein mondäner Lebensstil, nicht mehr wichtig erscheint. Im Gegenteil, immer öfter erinnert er sich an vergangene Tage, als er noch jung und ein vielversprechender Nachwuchsschreiber war, der mit seinem ersten Roman auf sein vielversprechendes Talent hinwies. Und natürlich seine erste Liebe, seine eigene Unschuld, die ihm heute so rein und wahr vorkommt. Diese träumerischen Rückblenden schneidet Sorrentino hart gegen das ‚Dolce Vita’ des heutigen Italiens, in das Berlusconis Bunga-Bunga-Parties nur allzu gut hineinpassen. Wie schon bei Fellini bekommt hier jeder sein Fett weg, die Geschäftsleute, die Politiker und der Klerus und Sorrentino findet dafür Bilder, die dem des Maestro ebenbürtig erscheinen, nur eben vierzig Jahre jünger sind.

In der Musik stellt er den modernen Techno-Rhythmen immer wieder Passagen der Ruhe mit sakraler Musik gegenüber und mischt damit Heiliges und Profanes. Wie er das sinnfreie Treiben seiner Abnormitäten-Show in historischen Gebäuden Jahrhunderte alter Architektur stattfinden lässt. Sorrentino füllt dieses Porträt seiner Stadt mit vielen Verweisen auf berühmte Kollegen. An erster Stelle natürlich Federico Fellini, aus dessen „La Dolce Vita“ sich die Rolle des Hauptdarstellers entlehnt, und die Terrasse, auf der das wilde Treiben stattfindet, verweist auf Ettore Scolas „La Terrazza“, bei dem er sich auch seinen ungezügelten Zynismus ausgeliehen hat. Sein Hauptdarsteller zitiert ständig Flaubert, während andere Passagen an Ferreri oder Monicelli erinnern. Dabei zitiert Sorrentino nicht explizit, es ist aber immer erkennbar, dass er durch all diese Künstler beeinflusst ist.

Er lässt seinen Konnotationen und Erinnerungen freien Lauf, so dass das Porträt einer Stadt entsteht, die das profane Treiben einer Gesellschaft mit stoischer Schönheit über sich ergehen lässt. Es ist eine komplexe Liebeserklärung, die Sorrentino hier gelingt, eine Liebeserklärung nicht nur an Rom und die vielen Künstler, die versucht haben, diese Stadt zu ergründen, sondern auch eine Liebeserklärung an die Menschen, die hier leben.