In der Nacht des 12.

Cannes 2022

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In der Nacht des 12. - 2022
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Filme aus Frankreich, die die Polizeiarbeit beschreiben und dabei den Cop als Menschen in den Vordergrund stellen, gab es in letzter Zeit öfter. Maiwenns POLIEZEI ist sicherlich noch in Erinnerung, wie auch DIE WÜTENDEN, der eine Sondereinheit bei ihrer Arbeit in den Banlieus begleitet oder BIS AN DIE GRENZE, in dem sich die Polizisten schwer tun, einen abgelehnten Asylbewerber abzuschieben. Dominik Moll fügt diesem Genre nun einen Film über eine Ermittlungskommission hinzu, dreht aber das typische Krimimuster um und widmet ihn allen Kriminalfällen, die niemals gelöst wurden.

Ausgehend von der These, dass jeder Kriminalbeamte einen Fall nennen kann, den er nicht lösen konnte und der ihn ein Leben lang verfolgt, rollt Dominik Moll hier ein Verbrechen auf,  dass 2016 in der Nähe von Grenoble wirklich geschehen ist und nie aufgeklärt wurde. Er zeigt die akribische Polizeiarbeit und das ungeheure Engagement der Ermittlelnden, die mit dem Mord an einem 21jährigen Mädchen befasst sind. Auch wenn es anfangs so ausschaut, als gäbe es keine Zeugen, keine Beweise und kaum Verdachtshinweise, drehen sie solange Stein für Stein um, bis sie eine ganze Reihe von möglichen Tätern ermitteln, die es alle gewesen sein könnten.

Der Fall verfolgt sie Tag und Nacht,wird zur Obsession. Sie nehmen ihn mit nach Hause, wo er ihr Familienleben beeinflusst, und auch innerhalb des Ermittlungsteams kommt es immer öfter zu Spannungen, bis es am Ende aufgelöst wird und der Fall weit hinten im Aktenschrank verschwindet. Auch wenn nach drei Jahren die Ermittlungsrichterin den Fall wieder hervorgekramt und noch einmal aufrollt, führt dies nicht zum Erfolg, sondern reißt eher alte Wunden auf.

Wenn wir auch von den Fernsehkrimis gewohnt sind, dass am Ende immer ein Schuldiger abgeführt wird, zeigt Dominik Moll die andere Seite der Medaille. Sein Film ist eine psychologische Studie und konfrontiert die Polizisten mit Missgunst, Besitzdenken, Gleichgültigkeit und führt sie an die Abgründe des menschlichen Daseins. Sie bringen Dinge ans Tageslicht, die sie selbst nur schwer verarbeiten können. Schnell wird der Ruf nach psychologischer Hilfe laut, doch es hapert nicht nur am Material, sondern auch am Personal. So gesehen ist IN DER NACHT DES 12. nicht nur allen ungelösten Fällen gewidmet, sondern auch eine Verneigung vor den Polizisten, die diesen harten Job machen müssen.

 

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