Lady Bird

Golden Globe 2018 - Beste Komödie, Beste Hauptdarstellerin

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Lady Bird - 2017 Filmposter
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Die wohl bezauberndste cineastische Überraschung des vergangenen Jahres lieferte Greta Gerwig (“Frances Ha”) mit ihrem umjubelten Regiedebüt ab, für das sie in ihre beschauliche Heimatstadt Sacramento zurückkehrte. In der Hauptrolle revoltiert Saoirse Ronan als exzentrisches Teen-Girl mit kurioser Haarfärbung gegen die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens und wurde für ihre herausragende Darstellung prompt mit einem Golden Globe und ihrer dritten Oscar-Nominierung honoriert. „Lady Bird“ ist eine bunte Collage prägender und belangloser, witziger oder trauriger, romantischer aber auch zynischer Momente, die sich schlussendlich zu filmgewordener Poesie fügen: unbefangen, berührend und viel zu schnell vorbei – eben wie die bittersüße Jugend selbst.

Raus aus Sacramento! Dorthin, wo Leben und Kultur ist! Weg aus dem verschlafenen Städtchen! Das oder so ähnlich ist der Konsens aus dem, was Christine alias „Lady Bird“ ihrer Mutter in den ersten Filmminuten während einer gemeinsamen Autofahrt entgegen schleudert. Ein Wortgefecht, das mit einem demonstrativen Seitensprung aus dem fahrenden Wagen endet und schlagartig in die von Extremen gezeichnete Beziehungsdynamik des Mutter-Tochter-Gespanns hinein katapultiert. Stoisch blickt sie uns an, dieses eigenwillige Mädchen „Lady Bird“ – das Kinn gereckt, der Arm eingegipst, das Mundwerk mal flink und schlagfertig, dann wieder mit konsterniert zusammengepressten Lippen. Sie ist an der katholischen High-School und durchläuft alle Irrungen, Wirrungen der Jugend: schämt sich für die prekäre finanzielle Lage der Eltern, will am liebsten zu den reichen und coolen Kids gehören, ist zunehmend fasziniert vom anderen Geschlecht und träumt davon, endlich fortzufliegen, aus der von ihr verspotteten, verschlafenen Kleinstadt. Mit wunderbarem Gespür für kleinere Skurrilen werden hier pointierte Sequenzen, die in ihrer Natürlichkeit aus dem Leben herausgegriffenen Impressionen gleichen, auf eleganteste Weise aneinandergefügt.

Ganz latent zeichnet Gerwig das Portrait dieser dickköpfigen Jugendlichen, deren Sehnsüchte und Impulsivität so pathetisch und dann wiederum so absolut nachvollziehbar sind. Neben einer genial bissigen Saoirse Ronan, die zuvor primär in dramatischen Rollen glänzte und hier endlich auch ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellt, versammelt Greta Gerwig einige der profiliertesten Newcomer in Hollywood. So finden sich im Ensemble Lucas Hedges aus „Manchester by the Sea“ oder Timothée Chalamet, der derzeit auch in „Call me by your Name“ seinen schauspielerischen Durchbruch feiert, wieder. Wunderbar eigensinnig und mit eleganter Leichtigkeit und viel Liebe fürs Detail spult Greta Gerwig, die auch das Drehbuch verfasste, eine starke Szene nach der nächsten ab und zeigt das Leben in all seinen Facetten, Enttäuschungen und Triumphen. Intim und von Nostalgie durchflutet mutet dieser von allen Seiten (zurecht) hochgepriesene Film an, der wie kaum ein anderer so leichtfüßig von Alltäglichkeiten erzählt und sein Loblied auf die wichtigste Zeit des Lebens singt. Kleines großes Kino über die romantisierenden Vorstellungen und Hoffnungen, aber auch ersten Ernüchterungen, und sicherlich der schönste Coming-of-Age Film seit Stephen Chboskys „The Perks of being a Wallflower“!

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