Maestro

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Maestro - 2023
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Mit MAESTRO legt Bradley Cooper nach A STAR IS BORN seine zweite Regiearbeit vor und kann erneut überzeugen. Diesmal wagt er sich an ein Biopic des West Side Story-Komponisten Leonard Bernstein und übernimmt erneut die Hauptrolle selbst.

Dass er hierfür eine künstliche Nasenprothese verwendete, um dem Musiker möglichst ähnlich zu sehen, erzeugte bei einigen Kritikern Unmut, die ihm die Förderung antisemitischer Stereotype vorwarfen. Dem widersprachen jedoch sowohl der Zentralrat der Juden in Deutschland als auch die Kinder Bernsteins.

Im Vordergrund steht vor allem Bernsteins Beziehung zu der in Costa Rica geborenen Schauspielerin Felicia Montealegre (Carey Mulligan), mit der er 27 Jahre verheiratet war und drei Kinder hatte. Die beiden waren Seelenverwandte, doch seine bis zuletzt vor der Öffentlichkeit geheim gehaltene Homosexualität, die er mit mehreren Liebhabern auslebte, war  eine schwere Belastung für ihre Ehe, umso mehr, je berühmter der Maestro wurde und die Fallhöhe in einer homophoben gesellschaftlichen Umgebung bei Entdeckung immer größer wurde.

So wurde Bernstein durch seine gesellschaftliche Umgebung zu einem schizophrenen Leben gezwungen, dem er zeitlebens nicht entkommen konnte. Carey Mulligan als Bernsteins Ehefrau bleibt dabei nicht nur eine Nebenfigur. Dank ihres intensiven, nuancierten Spiels leiden wir jederzeit mit ihr. Wir erkennen ihre Qual, ihren Mann einerseits nicht nur mit der Öffentlichkeit, sondern auch mit anderen Männern teilen zu müssen und dabei ihren Gefühlen keinen freien Lauf lassen zu können, da alles im Verborgenen bleiben muss und selbst Bernstein sich ihr gegenüber zunächst nicht öffnet. Erst als er sie wegen eines Mannes verlässt, kommt es zur Trennung der beiden, doch offiziell geht die sinnlose Einschränkung beider Leben durch rigide gesellschaftliche Normen weiter.

Ganz frei und bei sich fühlte sich der Musiker von Weltrang nur auf der Bühne, im Einklang mit sich und seiner Musik. All dies, vor allem die widerstreitenden unterdrückten Gefühle der beiden Protagonisten, werden virtuos inszeniert. Cooper nutzt unter anderem in Schwarz-Weiß gehaltene expressionistische Bilder zur Illustration der inneren Welt des Musikers und Farbfilm zur Darstellung der Welt des schönen Scheins, die doch nur Fassade ist. Und auch in der Auswahl der Musik kann er diesen Zwiespalt kongenial ausdrücken, wobei er nur an wenigen, aber effektiven Stellen auf Bernsteins Werk zurückgreift. Insgesamt überzeugt MAESTRO durch seine Fülle inszenatorischer Einfälle, neben dem Wechsel von Schwarz-Weiß und Farbe und unterschiedlicher Bildformate auch beim Framing und Blocking, die Coopers Lust am Experimentieren zu Tage fördern. Beeindruckend auch die dynamische Kameraarbeit von Matthew Libatique, vor allem bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Darren Aronofsky, der nach A STAR IS BORN erneut mit Cooper zusammenarbeitete. 

Ein wenig zu kurz kommt Bernstein soziales Engagement und das weltpolitische Geschehen zu seiner Lebenszeit. Auch ist es zu empfehlen, sich schon vor dem Kinobesuch mit seinem Leben vertraut zu machen, um sich ganz auf diesen audiovisuellen Bilderrausch konzentrieren zu können.



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