Nach JO JO RABBIT und seinen THOR-Verfilmungen ist die Neugier auf den neuen Film von Taika Waiti groß. NEXT GOAL WINS ist jedoch keine durchgeknallte Fußball-Farce, die sich über die schlechteste Fußballmannschaft der Welt lustig macht, sondern ein liebevolles Porträt der Bewohner von Amerikanisch-Samoa und ihrer Lebensart.

Das Herz des Films ist der Manager Tavita, der die von einer endlosen Reihe von Niederlagen demotivierte Fussballmannschaft zusammenhält. Er organisiert alles, macht die Qualifikation für die nächste Weltmeisterschaft klar und kümmert sich auch um die persönlichen Angelegenheiten seiner ‘Stars’. Sein Lohn? Kein Ruhm oder Reichtum, ihm würde es schon genügen, wenn seine Mannschaft während seiner Ära nur ein einziges Tor schießen würde. 

Doch nach der demütigenden 0:31-Niederlage gegen Australien ist die Stimmung auf dem Nullpunkt, auch wenn sie mit dieser Niederlage einen Weltrekord eingefahren haben. Während alle versuchen das peinliche Ereignis zu verdrängen, schmiedet Tavita schon an einem neuen Plan. Ihm gelingt es, mit Thomas Rongen einen wahren Star-Trainer zu engagieren, auch wenn der gerade auf dem Tiefpunkt seiner Karriere ist. Da kann eine kleine Auszeit auf einer Urlaubsinsel nicht schaden, denkt der Profitrainer, doch ihm schwant Böses, als er den zusammengewürfelten Haufen von planlosen Loosern vor sich sieht. Disziplin scheint diesen karibischen Freigeistern ein Fremdwort zu sein, und wenn sie am Anfang seine Trainingsmethoden über sich ergehen lassen, kommt es spätestens, als Thomas seinen Schützlingen den Respekt verweigert, zum Bruch, der den Startrainer mit seiner eigenen Unzulänglichkeit konfrontiert.  

Doch Tavita ist nicht nur für seine Spieler da, auch für Thomas ist er ein anregender Gesprächspartner, der ihm eine Lebensphilosophie vermittelt, die weit entfernt vom Sieg um jeden Preis ist. Thomas erkennt, dass er sich auch um die Psyche seiner Schützlinge kümmern muss, dass er ihre Persönlichkeit ausloten und ihre Eigenheiten akzeptieren und in die Mannschaft integrieren muss. Der Lösungsschlüssel für diese Aufgabe liegt bei Kaimana, deren Rolle von Jaiyah Saelua, der ersten transsexuellen Fußballspielerin der Welt, inspiriert ist. Sie ist vielleicht nicht die beste Sportlerin in seinem Team, dafür aber ein Sonnenschein auf dem Platz, der sogleich gute Laune verbreitet und für Zusammenhalt sorgt. Über sie kommt er an die Herzen seiner Schützlinge, reaktiviert alte Spieler, die bereits aufgegeben haben und formt eine Mannschaft, die bei allem sportlichen Ehrgeiz die wahren Werte des Lebens nicht verneint. Ob das für das WM-Qualifikationsspiel gegen Tonga reicht?

Taika Waititi ist zwar in Neuseeland geboren, doch zu den nördlich angrenzenden polynesischen Inseln muss er ein inniges Verhältnis haben. Auch wenn sein Film auf wahren Begebenheiten beruht, wollte er nie die Nüchternheit und Dramatik des zugrunde liegenden Dokumentarfilms nachahmen. Sein Film ist ein liebevolles Porträt der Bewohner dieser Inseln und ihrer Lebensphilosophie. Auch wenn er das Thema in Sachen Komik voll auslotet, hat Authentizität immer oberste Priorität und die polynesische Kultur spielt eine größere Rolle als der Fussball – was für das Szenenbild genauso gilt wie für die  Kostüme.