Offenes GeheimnisEverybody Knows

Cannes 2018

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Offenes Geheimnis - 2018 Filmposter

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Zum zweiten Mal zieht es den iranischen Regisseur Asghar Farhadi ins Ausland und er liefert wie immer ein brillant konstruiertes Drama ab. „Everybody Knows“, der als Eröffnungsfilm in Cannes zu sehen war, spielt diesmal in Spanien und seziert in der für Farhadi so charakteristischen Weise die Abgründe, Geheimnisse und Lebenslügen einr spanischen Großfamilie.

Farhadi hat erstmals komplett in Spanien gedreht und erzählt von Laura (Penélope Cruz), die in Argentinien lebt und mit ihrer halbwüchsigen Tochter Irene zur Hochzeit ihrer Schwester nach Hause in ein spanisches Weinbaugebiet kommt. Hier scheint jeder jeden zu kennen und dementsprechend ist die Hochzeit das Ereignis des Tages, die unterschiedlichsten Gäste tauchen auf, unbekannte und bekannte Gesichter. Auch Paco (Javier Bardem) ist anwesend und die Spannung zwischen ihm und Laura ist vom ersten Moment an zu spüren.

Was beginnt wie ein typischer Familienfilm, entwickelt sich in Richtung Thriller, als während der Hochzeitsfeierlichkeiten plötzlich Irene verschwunden ist. Schnell wird aus dem freudigen Fest eine fiebrige Suche, doch der schlimme Verdacht bestätigt sich: Laura wurde entführt. Was nun folgt ist klassisches Farhadi-Kino: Wie er es schon in „The Salesman“ und vor allem in seinem Meisterwerk und Gewinner des Goldenen Bären „Nader und Simin – Eine Trennung“ durchexerziert hat, entfaltet er ein immer dichter werdendes Geflecht aus Misstrauen und Verdachtsmomenten. Wie beim Häuten einer Zwiebel entfernt Farhadi eine Ebene nach der anderen, führt die Geschichte in immer neue (Un)-Tiefen.

Obwohl eine Lösegeldforderung im Raum steht, beschließt man die Polizei rauszuhalten und das Problem intern zu lösen. Um das Geld aufzutreiben müsste Paco sein Weingut verkaufen. Der ehemalige Diener von Lauras Eltern hat sich mit viel Fleiß zum Weinbauer empor gearbeitet und da er und Laura damals ein Verhältnis hatten, hat sie ihm vor ihrer Abreise nach Südamerika das etwas heruntergekommene Anwesen viel zu billig vermacht, das meinen jedenfalls die anderen Familienmitglieder, genauso wie die Angestellten.
Lauras Erscheinen nach so vielen Jahren erweckt Erinnerungen, die längst vergessen waren und nun doch wieder nach oben kommen und Eitelkeiten und Besitzansprüche wecken. Durch Penélope Cruz intensive Darstellung einer Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs liegen die Nerven bald blank, sowohl in der Familie, wie auf dem Dorf, und allmählich steigert sich die Vermutung, dass in dieser Familie nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter zu finden sind. Wie beim Häuten einer Zwiebel entfernt Farhadi eine Ebene nach der anderen, führt die Geschichte in immer neue (Un-)Tiefen.

Ging es Farhadi in seinen bisherigen Filmen um typische Probleme iranischer Familien, die meist mit dem Ehrenkodex des Mannes und der Rolle der Frau in der Gesellschaft zusammen hingen, so nimmt er sich diesmal des spanischen Machismo an. Die Familie als Kosmos für Eitelkeiten, Neid und Missgunst gebären hier ein kriminelles Potential, aber auch positive Werte wie Vaterschaft und Verantwortung kommen auf den Prüfstand und zerlegen eine Großfamilie in einen Scherbenhaufen individueller Interessen.