Ohne Titel
Deutschland | 2024 | FSK TBA

Visual Vernacular ist eine von Gehörlosen in den USA entwickelte poetisch-visuelle Form des Geschichtenerzählens durch Gebärden. Die Artists visualisieren ihre Geschichten mit aus dem Filmgenre bekannten Techniken und schlüpfen weniger in die Rolle von Schauspieler*innen, sondern inszenieren wie Regisseur*innen – samt Perspektivwechsel zwischen Detailaufnahme und Totale – mit ihren Gebärden.
Begegnen wir Gemälden oder Skulpturen „Ohne Titel“, assoziieren wir ganz selbstverständlich, dass Kunstschaffende ihr Werk für sich „wirken“ lassen und dem visuellen Eindruck kein schriftsprachliches Etikett überstülpen wollen. OHNE TITEL, der Performance-Kunst Gehörloser gewidmet, nimmt dies für sich in Anspruch, denn diese Kunst, das Visual Vernacular, kommt nicht nur ohne Worte aus, sie entwirft gleich eine eigene visuelle Grammatik.
Der Wuppertaler Filmemacher Kai Fobbe bringt in OHNE TITEL die unterschiedlichsten visuellen Kunstrichtungen produktiv zusammen: Visual Vernacular, Malerei und Objektkunst, Performance und Film. Während Fobbe mittels Malerei und Objektkunst einen Rahmen aufspannt, der von der fliegenden „Dröppel-Minna“ bis zu Engels Rauschebart auf das Bergische Land und seine Wurzeln verweist, bespielen die Gebärden-Artists in ihren Performances diese Bühne mit Geschichten, die ganz im Jetzt verankert sind. Nicht zuletzt bedeutet Visual Vernacular wörtlich übersetzt „visueller Slang“.
Anlässlich der Premiere am 30. November 2024 gibt der Deaf-Slammer Indika Sandaruwan Gardiwasam Punci Herwage, der auch eine der Hauptrollen im Film OHNE TITEL übernommen hat, eine Einführung in Visual Vernacular. Vor Beginn der Filmvorführung gibt Herwage Einblicke in die Entstehung der Kunstform, ihre literarische Bedeutung in den USA und zu Grundzügen der verwendeten Gebärden. Die Einführung richtet sich an Hörende und Gehörlose gleichermaßen. Neben Herwage stehen auch Bühnenbildner Andreas M. Wiese und Regisseur Kai Fobbe im Anschluss für ein Publikumsgespräch zur Verfügung.
Hier die Ankündigung in Gebärdensprache:
Und hier ein Beitrag zum Projekt bei BR Sehen statt Hören: