Priscilla

Coppa Volpi für die Beste Darstellerin, Venedig 2023

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Priscilla - 2023
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Heiß erwartet wurde bei den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig Sofia Coppolas Biopic PRISCILLA über das Leben von Priscilla Presley an der Seite des King of Rock ’n’ Roll, basierend auf deren 1985 erschienenen Biografie „Elvis and me“ und von ihr selbst mitproduziert. Die Handlung konzentriert sich auf das Innenleben einer Beziehung, die zwar durch gemeinsame vertraute Gespräche, aber auch durch Abwesenheit des Partners und durch Langeweile in einem Goldenen Käfig gekennzeichnet ist.

Kennengelernt haben sich die beiden in Wiesbaden, wo Elvis ebenso wie ihr Vater als Soldat stationiert war. Als sie sich 1950 das erste Mal auf einer von Elvis veranstalteten Party begegnen, ist Priscilla gerade einmal 14 Jahre alt und Elvis 10 Jahre älter als sie und schon ein Star. Er überredet ihren konservativen Vater mit einem militärischen Ehrenwort, mit ihr ausgehen zu dürfen, und eine sehr ungleiche Beziehung beginnt. Nach dem Militärdienst versichert Elvis, sie nach ihrer Volljährigkeit zu heiraten und erwirkt so das Einverständnis ihrer Eltern, dass Priscilla schon Jahre vor der Hochzeit auf Elvis‘ Anwesen nach Graceland ziehen darf. An einer katholischen Mädchenschule absolviert sie ihren Highschool-Abschluss. Am 1. Mai 1967 heiraten die beiden, die einzige gemeinsame Tochter Lisa Marie kommt 1968 zur Welt. Die Ehe wird 1973 nach nur sechs Jahren geschieden.

Sofia Coppolas Film wirkt streckenweise ein wenig düster, was jedoch der Tatsache geschuldet ist, dass sie konsequent aus der Sicht ihrer Protagonistin erzählt – quasi als Gegenentwurf zur Elvis-Biografie von Baz Luhrmann im vergangenen Jahr, die sich ganz auf die Figur des Superstars und seines Managers konzentriert. Sowohl in Deutschland als auch in Graceland gilt das junge schüchterne Mädchen nur als Anhängsel von Elvis, das daheim bleiben muss, wenn der King in Las Vegas die Welt rockt oder mit seinen Freunden umherzieht. Von seinen Frauenbekanntschaften und anderen Exzessen erfährt sie nur aus der Zeitung. Sie wird vielmehr – wie es in dieser Zeit ja auch üblich war – in die Rolle der braven Ehefrau gedrängt, die im Luxus-Ambiente von Graceland nicht einmal Kontakt mit der Dienerschaft haben darf. Elvis erwartet von ihr absolute Reinheit und Verfügbarkeit, bestimmt, wie sie sich zu kleiden und zu stylen hat. Bei ihr lädt er aber auch seine Sorgen, Ängste und Hoffnungen ab, wenn er nach Hause kommt. Diese Gespräche werden jedoch nur angedeutet. Zuweilen erinnern diese Passagen an die Vorgänge auf der Neverland-Farm, wobei der sexuelle Aspekt hier, wie die mit dem Film sehr zufriedene Priscilla Presley selbst auf der Pressekonferenz in Venedig versicherte, keine Rolle gespielt hat. Elvis habe ihr sein Herz ausgeschüttet und sie habe zugehört und ihn getröstet. „Das war unsere Verbindung. Ich hatte vor der Hochzeit keinen Sex mit ihm.“

Cailee Spaeny als Priscilla holt mit ihrem subtilen Spiel aus dieser nicht gerade einfachen Rolle heraus, was möglich ist und wurde dafür mit dem Coppa Volpi als beste Schauspielerin belohnt. Sie widmete die Auszeichnung Priscilla Presley, die ihr zutraute, diese schwierige Aufgabe zu meistern und ihr immer mit gutem Rat zur Seite stand.

Sechs Jahre hat es gedauert, bis Priscilla dieser Ehe ein Ende setzte und endlich selbständig wurde. Während Elvis vier Jahre später an seiner Tablettensucht starb, eröffnete sie eine Boutique in Beverly Hills, wo Stars wie Cher, Lana Turner, Natalie Wood, Julie Christie und Eva Gabor zu ihrem Kundenstamm gehörten. 1982 öffnete sie Graceland für die Fans von Elvis und machte in der Fernsehserie DALLAS als Schauspielerin Karriere. Dieser Teil ihres Lebens wäre vielleicht eine noch interessante Geschichte fürs Kino gewesen.

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