Punch-Drunk Love

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„punch-drunk“ bezeichnet das benommene Gefühl des Boxers nach einem Schlag ins Gesicht und ebenso benommen fühlt sich auch der Protagonist Barry Egan im Film von P.T. Anderson. Aufgewachsen mit sieben Schwestern fristet Barry ein trostloses und einsames Dasein zwischen den merkwürdigen Werbemitteln, die er als Kleinunternehmer herstellt und vertreibt. Sein Hobby ist das Sammeln von Rabattmarken auf Puddingbechern, die ihm in entsprechender Anzahl lebenslange Freiflüge versprechen. Gelegentliche destruktive Wutausbrüche machen es seiner Umgebung nicht gerade leicht ihn zu mögen. So sucht Barry eines Tages bei einer Telefonsex-Hotline Entspannung von seinen Neurosen mit dem Ergebnis, dass er fortan vom Betreiber der Hotline erpresst und bedroht wird. Doch plötzlich tritt Elena in sein Leben, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Barry ist fest entschlossen sein Leben zu ändern. Als Elena geschäftlich nach Hawaii muss, kauft er Unmengen an Pudding, um ihr hinterher reisen zu können...

Hauptdarsteller Adam Sandler („Billy Madison“, „The Waterboy“ u.a.) war bisher nicht unbedingt Garant für feinsinnigen Humor und so überrascht es umso mehr, dass er dem Charakter des neurotischen Naivlings liebenswerte menschliche Züge verleiht. Regisseur und Autor Anderson hat ihm die Rolle auf den Leib geschneidert und mit der sonst auf schwierige Rollen abonnierten Emily Watson („Breaking the Waves“, „Gosford Park“ u.a.) eine starke Partnerin zur Seite gestellt. Neben den Anderson-erprobten Luis Guzman und Philip Seymour Hoffman wurden viele Nebenrollen mit Laien besetzt. Ein sicheres Zeichen dafür, dass Anderson anderes im Sinn lag, als bei seinen vorherigen Filmen, denen eine epische und sehr komplexe Erzählstruktur zugrunde lag.
Punch-Drunk Love ist eine romantische Komödie, aber wer nun Angst hat, er müsse auf den Anderson-Touch verzichten, sei hiermit beruhigt, denn der Film geht weit über übliches Genre-Kino hinaus und entwickelt einen Rhythmus, der zeitweise an einen Drogentrip denken lässt. Die Erwartungshaltung des Zuschauers wird immer wieder aufs Neue gebrochen: Vieles passiert scheinbar einfach so und Situationen, die auf eine Katharsis hinsteuern, lösen sich ganz unspektakulär auf. Die Farben erinnern an alte Technicolor-Klassiker und transzendieren die authentischen Drehorte. Oft verweilt die Kamera lange auf einer bestimmten Szenerie und schafft Bilder, die an Stillleben erinnern. Die Musik – oder besser: das Sounddesign – verbreitet eine surreale Atmosphäre irgendwo zwischen Easy Listening und John Cage. So fühlt sich auch der Zuschauer nach Verlassen des Kinos „punch drunk“ angesichts der Vielzahl an originellen Einfällen und des fast psychedelisch zu nennenden Inszenierungsstils.

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