Als die 25 jährige Sprachwissenschaftlerin Reality Winner im Juni 2017 nach Hause kommt findet sie auf ihrem Grundstück Mitarbeiter des FBI vor. Sie wird befragt und ihr Haus in Georgia durchsucht. Kurz darauf wird Winner festgenommen und erhält die längste Haftstrafe der USA für die nicht autorisierte Weitergabe von Regierungs-Informationen an die Medien.

Regisseurin Tina Satter erzählt sehr atmosphärisch in ihrem Spielfilmdebüt, von der ersten Whistleblowerin der Trump-Ära. Sie fängt dabei auf spannende Weise die Machtlosigkeit und den Frust ein, mit dem sich viele Bürger:innen mit Blick auf die Wahlen und die Politik konfrontiert sehen. Der Film arbeitet mit realen Fotos und unveränderten Originaldialogen ihres Verhörs. Die Aufnahmen verdeutlichen, dass Winner sich darüber bewusst ist, dass jedes einzelne Wort gegen sie verwendet werden kann. 

REALITY schafft es, unglaublich nah an seiner Hauptfigur zu sein. Die gesamte Prozedur wird aus ihrer Perspektive wahrgenommen und erzählt. Das Publikum wird Zeuge, wie ihr Eigentum durchsucht und ihr gesamtes Leben in Frage gestellt wird. Insbesondere die Szenen, in denen Winner in einem leeren weißen Raum von den beiden unbeholfenen männlichen Agenten befragt wird, lösen ein unangenehmes Gefühl aus und verdeutlichen die Strukturen des US-amerikanischen Apparats. Sydney Sweeney, in der Rolle von Reality Winner, zeigt sich hier äußerst überzeugend und beweist, nach ihrem Durchbruch mit der Serie Euphoria, ihre herausragende schauspielerischen Fähigkeiten.