Rückkehr nach Ithaka
Großbritannien, Italien, Griechenland, Frankreich | 2024 | FSK 16
Festa del Cinema di Roma 2024

Düsseldorfer Premiere
mit Regisseur Uberto Pasolini
"Zuletzt wurde die Odyssee 1955 mit Kirk Douglas verfilmt. Das ist 70 Jahre her!”, sagte Regisseur Uberto Pasolini, der nicht etwa mit Pier Paolo Pasolini verwandt, sondern ein Neffe von Luchino Visconti ist, bei der Premiere 2024 in Rom. Für seine Neuinterpretation der Homerschen Odyssee habe er 14 Jahre gebraucht, länger als Odysseus für seine Heimkehr, und mit Ralph Fiennes und Juliette Binoche bringt er das unsterbliche Paar aus DER ENGLISCHE PATIENT noch einmal auf die Leinwand.
Pasolinis klassischer Stil fängt die epische Kraft der griechischen Geschichte ein, die Kamera verweilt auf den Gesichtern der beiden Stars, deren Blicke und Äußerungen voller Pathos die tiefste Bedeutung eines zeitlosen Mythos neu beleben. Der Geist des Films bietet eine neue Interpretationsmöglichkeit von Homers Meisterwerk. Die Heimkehr kann die Leere der langen Abwesenheit nicht füllen, bringt aber die Traumata und Konflikte einer fernen Vergangenheit mit sich. Der Regisseur lässt uns tief in die Psyche der Charaktere eintauchen, zeigt ihre inneren und äußeren Konflikte und verleiht dem 3.000 Jahre alten Drama die Unmittelbarkeit eines zeitgenössischen Thrillers.
“Je älter du wirst, desto öfter liest du die Odyssee”, sagte Pasolini in Rom. Fragen wie: “War ich ein guter Vater?“ „Habe ich die richtigen Entscheidungen getroffen?” seien ihm beim Schreiben durch den Kopf gegangen. Die Recherche fand nicht auf dem Mittelmeer, sondern in seinem Kopf statt. Deswegen ist sein Film auch kein Abenteuerfilm, sondern eine Odyssee des Geistes, ohne Monster und Götter. Odysseus erscheint hier als ein erschöpfter Mann, der nach Jahren der Abwesenheit an der Küste von Ithaka strandet. Ausgezehrt und kaum wiederzuerkennen, kommt er ohne seine Mannen nach Hause. Doch in seinem Königreich hat sich viel verändert, seit er in den Krieg gegen Troja gezogen ist.
Seine hartnäckige Ehefrau erwehrt sich der vielen Freier, die um ihre Hand und das Königreich ringen, indem sie weiter an die Rückkehr des Gatten glaubt, ohne damit zu rechnen. Sein Sohn Telemachos wird erwachsen und ist zerrissen zwischen der Liebe zu seiner Mutter und der Bürde der Legende um seinen Vater. Aber auch Odysseus hat sich verändert. Gezeichnet von seinen Kriegserfahrungen ist er nicht mehr der mächtige Krieger, an den sich sein Volk erinnert. Doch er ist gezwungen, sich seiner Vergangenheit zu stellen und die Kraft wiederzufinden, die er braucht, um seine Familie zu retten und ihre Liebe zurückzugewinnen.
Uberto Pasolini gibt dem alten Stoff eine neue Perspektive, die allerlei Bezüge zur heutigen Zeit aufzeigt. Ist der Krieg in Troja auch längst vorbei, zuhause wartet ein neuer Krieg auf Odysseus, den Ralph Fiennes mit einer enormen physischen Präsenz spielt. Er muss seinen Sohn überzeugen, dass es keine Schmach ist, ohne seine Männer zurückzukehren und seine Gattin, die ihn kaum wiedererkennt, zurückerobern.
“Dein erstes Publikum bist du immer selbst, erst dann kommen die Zuschauer“, so Pasolini und Ralph Fiennes ergänzte: “Ich denke da schon viel früher ans Publikum, schließlich bin ich als Schauspieler ein Kommunikator. Und ja, ich freue mich, wenn jüngere Menschen das Original lesen würden.”


