Solange ich atme

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Solange ich atme - 2017 Filmposter
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Das bewegende Regiedebüt des Schauspielers Andy Serkis erzählt sensibel und mitreißend die Lebensgeschichte des an Kinderlähmung erkrankten Briten Robin Cavendish. Gleichzeitig ist das beeindruckend gespielte Plädoyer für den menschenwürdigen Umgang mit Behinderten auch die wahre Geschichte einer einzigartigen Liebe. Die brillanten Schauspieler, vor allem Hauptdarsteller Andrew Garfield und Golden Globe-Gewinnerin Claire Foy, als die Frau an seiner Seite, ziehen das Publikum virtuos in die Achterbahn der Gefühle.

Ngong Hills, Sonnenuntergang in Kenia. Die Goldene Stunde als letztes Aufbäumen leuchtender Schönheit, die die Sinne trunken macht. Cole Porters zeitlos, romantisches Liebeslied „True Love“ erklingt vom Plattenteller. Unbeschwert tanzt der lebenslustige britische Teebroker Robin Cavendish (Andrew Garfield) mit seiner jungen Frau Diana (Claire Foy) zu dem unvergleichlichen Evergreen. Ein poetischer Glücksmoment, der keine Sekunde kitschig wirkt. Aber die Idylle trügt. Das Schicksal schlägt unbarmherzig zu. Wenig später erkrankt der smarte, erfolgreiche Geschäftsmann. Nach einem Tennismatch fühlt er sich ausgelaugt und schlapp. Seine hochschwangere Frau ist beunruhigt. Doch er beschwichtigt sie. Noch in der Nacht bricht er kraftlos zusammen, kann nicht mehr selbst atmen. Diagnose: Polio. Durch eine Infektion ist er vom Hals abwärts gelähmt. Ein Flugzeug bringt das Paar zurück nach London. Doch im England der 50er Jahre gibt es kaum eine Möglichkeit, die Symptome zu lindern. Der 28jährige scheint dazu verdammt, den Rest seines Lebens ans Bett gefesselt in einem Krankenhaus zu verbringen. „Durch Polio erkrankte Patienten leben nicht lang“, erklärt der Arzt Diana. Apathisch verbringt Robin die Tage in seinem Bett. Doch die junge, patente Frau gibt nicht auf. Sie schafft es, dass ihr Mann seinen Lebensmut zurückgewinnt. Und nicht nur das. Gemeinsam treffen sie eine revolutionäre Entscheidung.

Menschen mit Behinderungen darzustellen sind nicht selten langwierige, strapaziöse Projekte, die monatelanges Training erfordern. Doch der vielseitige 34jährige „Spiderman“ Andrew Garfield („Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“) spielt fein und einfühlsam und lässt die Krankheit niemals zur Karikatur werden. Ihm gelingen große Emotionen mit minimalen Gesten. Allein durch das Muskelspiel im Gesicht verleiht er seiner Figur eine ganz eigene emotionale Tiefe. Sein Robin Cavendish ist ein sympathischer Balancekünstler, er strahlt enorme Vitalität aus, die Augen blitzen. Gleichzeitig ist das berührende humane Drama auch das Porträt einer intensiven Liebesbeziehung, die allen Widrigkeiten trotzt und ihre Umgebung mit Humor, Courage und Lebensfreude verblüfft. Dass dabei die schwierigen Momente einer derartigen Beziehung nicht überstrapaziert werden, tut dem Ganzen keinen Abbruch.

Bei seinem engagierten Regiedebüt buhlt Andy Serkin nicht mit wackeliger Handkamera um Aufmerksamkeit. Er entschied sich stattdessen vorbehaltlos für klassisches Erzählkino, emotional packend und in prächtigem Cinemascope bebildert. Das auf wahren Begebenheit beruhende Drama ist zudem etwas ganz Besonderes: Filmproduzent Jonathan Cavendish widmete diese sehenswerte Hommage seinen Eltern. Das filmische Denkmal des inzwischen 58jährigen erzählt die Lebensgeschichte seines Vaters, der trotz seiner Poliokrankheit 64 Jahre alt wurde.

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