Sophia, der Tod und ich

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Sophia, der Tod und ich - 2023
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Nach zwanzig Jahren Schauspielkarriere wagt sich Grimme-Preisträger Charly Hübner, der zuletzt mit MITTAGSSTUNDE unser Publikum begeisterte, an seine erste Regiearbeit. Mit SOPHIA, DER TOD UND ICH verfilmt er den gleichnamigen Debütroman von Musiker Thees Uhlmann und zeigt was passiert, wenn in Norddeutschland der Tod an die Türe klopft.

Es mag an Hauptdarsteller Dimitrij Schaad (DIE KÄNGURU-CHRONIKEN) liegen, der hier den Altenpfleger Reiner spielt, wenn man reflexartig an das Känguruh denken muss, wenn es an der Tür klingelt. Und tatsächlich steht auch diesmal ein ungebetener Gast vor derselben. Doch diesmal ist es Gevatter Tod namens Morten, der Rainer abholen will, was dem natürlich mächtig ungelegen kommt, hat er doch gerade erst begriffen, dass er vielleicht einmal versuchen sollte, sein Leben auf die Kette zu kriegen. Es gibt also gute Argumente, den ungebetenen Gast wieder loszuwerden, doch abschütteln lässt der sich nicht. Das ein oder andere Argument scheint ihm zwar einzuleuchten, aber er verwirft es direkt wieder und zeigt auf die Uhr: “Wir müssen los!”. Während der Zuschauer noch überlegt, ob das jetzt eine feingeistige Philosophiestunde wie bei Ingmar Bergmans DAS LETZTE SIEGEL oder eher eine norddeutsche Variation des BRANDNER KASPERS wird, platzt Ex-Freundin Sophia in das Männergespräch: “Ich glaub’s nicht, du hast es vergessen!” brüllt sie fassungslos und Reiner dämmert’s. Heute ist der Geburtstag seiner Mutter.

Der Tod muss warten und tatsächlich ist das in dieser Variante gar nicht so schwer, denn Morten hat nur drei Minuten Zeit, um Reiner ins Jenseits zu befördern, gelingt dies nicht, verliert er all seine übermenschlichen Fähigkeiten. Wände und Türen stellen plötzlich Hindernisse dar, dafür entwickelt er Emotionen, Geschmack, Freude und natürlich hat er ein Einsehen, dass Reiner jetzt erst einmal zu seiner Mutter muss. “Und, muss ich jetzt nicht mehr sterben?” fragt Reiner, doch Morton zuckt nur mit den Schultern; “Weiß nicht, sowas gab’s noch nie.” Doch die Sache ist ernst, denn der Himmel hat bereits ein Ersatzkommando auf den Weg gebracht. So beschließen alle zusammen, Reiner einen letzten Wunsch zu erfüllen: Er will zu seinem Sohn, denn den hat er seit sieben Jahre nicht gesehen, nachdem er damals darauf bestanden hat, sich im Sorgerechtsprozess selbst zu vertreten. Seitdem schickt er ihm Postkarten, doch nun machen sich Reiner, seine Mutter, Sophia und Morten mit einem klapprigen Auto auf nach Bayern.

Irgendwo zwischen Literatur und Plauderei ist die Romanvorlage von Tomte-Sänger Thees Uhlmann angelegt, und irgendwie ist es auch eine typisch norddeutsche Geschichte, deren urigen Ton Charly Hübner geradezu schlafwandlerisch auf die Leinwand bringt. Und natürlich kannten sich Uhlmann und Hübner, wie der auch dessen Roman kannte, nur ihn zu verfilmen, bedurfte es des Steven Spielberg von Norddeutschland. So jedenfalls nennt Uhlmann Detlev Buck, der hier wohl den Stein ins Rollen gebracht hat. Hübner jedenfalls zitiert heftig aus der Filmgeschichte von Bergman über Kaurismäki, von Wenders HIMMEL ÜBER BERLIN bis zu Kevin Smiths DOGMA und LITTLE MISS SUNSHINE. Dimitrij Schaad legt seine Rolle gewohnt melancholisch an, während Marc Hosemann den Sensenmann mit aschfahlem Gesicht und knarzender Stimme mal keck und dann wieder unheimlich menschlich gibt. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise zwischen Himmel und Hölle von Berlin über Hamburg bis nach Bayern, bei der sie mit einem Bündel Lebensweisheiten gewappnet die ganze Komik zwischen über- und allzu Menschlichem ausloten.