Stillstehen

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stillstehen - 2019 - poster

"Stillstehen" ist auch online verfügbar.

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Mit „Stillstehen“ ist Regisseurin Elisa Mishto ein Film rund um eine kantige, „psychisch angeknackte“ Hauptfigur gelungen, die es ihren Zuschauern nicht immer einfach macht. Doch ihr auf ihrer steinigen Reise zu begleiten, lohnt sich. Am Ende versteht man auch ihr noch so vermeintlich sinnloses Verhalten besser.

Seit vielen Jahren folgt Julie (Natalia Belitski) dem Grundsatz, nichts tun zu wollen. Das bedeutet in ihrem Fall: nicht studieren, nicht arbeiten, keine sozialen Kontakte und höchstens mal schnellen Sex mit einem Fremden. Damit sie nichts und niemand von ihrem Lebensplan abbringen kann, begeht sie regelmäßig kleine „Dummheiten“, zündet beispielsweise Autos an oder entführt Lamas aus dem Zoo. Ihr Ziel ist die dauerhafte Unterbringung in ihrer psychiatrischen Wunschklinik, wo man Julie bereits kennt. Doch als sie erfährt, dass sie in massiven Geldnöten ist, ist sie gezwungen, umzudenken. Auch die Begegnung mit Agnes (Luisa-Céline Gaffron), ihrer neuen Betreuerin, fordert sie ganz neu heraus. Und plötzlich steht Julies Plan vom dauerhaften Nichtstun mächtig auf der Kippe…

Psychisch angeknackste Personen sind für Autoren und Regisseure ein gern genommener Aufhänger, um die Welt einmal aus einem ganz neuen Blickwinkel zu betrachten. Doch allzu häufig werden da lieber die Augen vor der Realität verschlossen. So ein Feelgood-Erlebnis ist ja auch für die Betroffenen selbst sicher viel ermutigender als irgendein niederschmetternder Problemfilm. Am Ende sind im Idealfall alle Probleme beseitigt; vermeintliche „Normalität“ wird zum Happy End. Der Grund dafür ist aber sicher nicht nur die Scheu vor dem Unbekannten, sondern auch, dass es Depressive, Personen mit Borderline-Syndrom, Zwängen und so weiter auch ihrem Umfeld nie leicht machen, an sie heranzukommen.

Dabei gehörte die emotionale Sprunghaftigkeit ganz einfach zu ihrem sehr realistisch veranschaulichten Krankheitsbild. Regisseurin und Autorin Elisa Mishto wagt mit ihrem Kinofilmdebüt „Stillstehen“ nun einen ähnlichen Anlauf, allerdings ohne klar auszuformulieren, mit welcher psychischen Störung ihre Hauptfigur Julie belastet ist. Allzu genaues Wissen darüber benötigt man als Zuschauer aber auch gar nicht, um dem Weg dieser komplexen Frau interessiert zu folgen. Dafür geht Hauptdarstellerin Natalia Belitski („In Zeiten des abnehmenden Lichts“) viel zu sehr in ihrer Rolle auf und macht auch allzu sprunghafte Verhaltensweisen zu jedem Zeitpunkt vollkommen greifbar.
Ein ambivalentes Psychogramm einer ambivalenten Figur: So und nicht anders gelingt ein allumfassender Blick auf kaum greifbare, psychische Erkrankungen. Und Natalia Belitski ist eine absolute Entdeckung!

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