Tár

Beste Schauspielerin, Venedig 2022

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Tár - 2022
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Nach IN THE BEDROOM und LITTLE CHILDREN legt der US-amerikanische Regisseur Todd Field mit TÁR erst seinen dritten Langspielfilm vor. Immer wieder schlug er Projekte aus, bis er schließlich in der fiktiven Geschichte über die erste weibliche Dirigentin eines großen deutschen Orchesters eine Herausforderung fand, die er annahm. Das Warten hat sich gelohnt. Ein vielschichtiges Werk über Erfolg, Macht und deren Fallstricke mit einer herausragenden Cate Blanchett in der Titelrolle.

Lydia Tár hat es mit ihrer Spitzenposition im klassischen Musikgeschäft bis ganz nach oben geschafft. Sie steht in der Tradition der großen Dirigenten Karajan, Furtwängler und Barenboim. Eine Erfolgsstory augenscheinlich, doch der erste Eindruck täuscht. Letztendlich sehen wir hier zu, wie eine äußerst erfolgreiche Frau im Laufe ihrer beruflichen Karriere zum Monster mutiert. Um in einer immer noch von Männern dominierten Musikwelt reüssieren zu können, übernimmt sie deren Verhaltensweisen, ist herrisch und rücksichtslos, spielt das Spiel der gnadenlosen Selbstvermarktung mit und tappt ebenso in die hier bereitgestellten Fallen. Sie vernachlässigt ihr Familienleben – sie lebt mit ihrer von Nina Hoss gespielten ersten Geigerin und dem gemeinsamen adoptierten Kind zusammen – geringschätzt ihr Personal und ihre Kolleg*innen und verliert immer mehr den Bezug zum normalen Leben jenseits ihres Jobs. Eines Tages tauchen Gerüchte auf, sie bevorzuge ihre Liebesgespielinnen bei der Besetzung ihres Orchesters. Und tatsächlich hat sie gerade eine Liaison mit einer neuen Musikerin begonnen. Was noch schwerer wiegt: Sie wird mit dem Freitod einer ehemaligen Mitspielerin in Verbindung gebracht, die sie fallen gelassen hat, was weitere Gerüchte evoziert, die in den sozialen Medien schnell viral gehen und zur ernsten Gefahr für ihre Karriere werden. So wird TÁR letztlich zur Geschichte eines gnadenlosen Abstiegs.

Mehr als 15 Jahre hat sich Todd Fields nach LITTLE CHILDREN Zeit genommen. Dabei hat er die Rolle der Lydia Tár Cate Blanchett auf den Leib geschrieben, ohne sie, versichert er, hätte er den Film nicht gemacht. Und tatsächlich verschmilzt Blanchett fast mit ihrer Figur der erfolgsverwöhnten Karrierefrau. Wir erleben, dass sie immer mehr und auch ganz wörtlich über Leichen geht, um ihren hart erkämpften Erfolg in der Welt einer undemokratischen Hochkultur zu wahren. Macht korrumpiert den Menschen, und beide Geschlechter sind dafür gleich anfällig – das ist letztlich eine Erkenntnis, die uns der Film vermitteln will. Gespickt mit scharfsinnigen und spitzzüngigen Dialogen, ist TÁR ein sowohl auf intellektueller als auch auf emotionaler Ebene überzeugender Film – und das nicht nur für Musikliebhaber. Cate Blanchett spielt herausragend und gewann für ihre schauspielerische Leistung bereits den Coppa Volpi in Venedig, den Golden Globe und kaum jemand zweifelt daran, dass sie sich auch den Oscar angeln wird.
Auf der Berlinale wurde TAR als Special Screening aufgeführt und der Regisseur nahm gemeinsam mit Cate Blanchett, Nina Hoss und der Komponistin Hildur Guðnadóttir am Talent Talk teil. Mit im Gepäck: der Kurzfilm THE FUNDRAISER mit bekannten Gesichtern aus dem Tar-Universum.

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