Tel Aviv - Beirut

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Tel Aviv Beirut - 2022
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Von den frühen 80er-Jahren bis ins Jahr 2006 flammte der Konflikt zwischen den Nachbarstaaten Libanon und Israel immer wieder in unterschiedlichen Facetten auf. Welche Auswirkungen diese Kämpfe auf ganze Generationen von Menschen hatten, davon erzählt dieser Film nachdrücklich und berührend. Eine sich über zwei Jahrzehnte ausbreitende, epische Geschichte, bei der neben all den erschreckenden Ereignissen am Ende Hoffnung bleibt. Die zentrale Botschaft: Selbst inmitten von Krieg und Terror und trotz unterschiedlicher Herkunft können Menschen zusammenfinden. Und durch ein gemeinsames Ziel Differenzen überwinden.

Naher Osten, 1982: Der israelische Soldat Yossi (Shlomi Elkabetz) wird im israelisch-libanesischen Krieg mit Gewalt und Tod konfrontiert. Einziger Lichtblick: seine Frau und sein kleiner Sohn. Und tatsächlich bleibt in den Wirren des Kriegs doch noch Gelegenheit für echte Freundschaften: So lernt Yossi den südlibanesischen Kämpfer Fouad und seine Familie kennen. Die Beiden werden Freunde fürs Leben. Das Jahr 2000: Die Hisbollah hat die Macht im Libanon übernommen. Mit Yossis Hilfe gelingt Fouad (jetzt: Younes Bouab) und dessen Tochter Tanya die Flucht. Sechs Jahre später kommt es erneut zu Kämpfen zwischen den Staaten. Diesmal ist es Tanya, die die Israelin Myriam, Yossis Frau, bei der Suche nach ihrem Sohn Gil unterstützt. Im Libanon versuchen sie, den jungen Mann ausfindig zu machen.

In ihrem vielschichtigen Familien- und Kriegsdrama bewegt sich die 46-jährige Filmemacherin Michale Boganim nicht nur zwischen den Dekaden, sondern auch zwischen den Familien. Sie zeigt ohne Schönfärberei und Umschweife die fatalen Folgen der kriegerischen Auseinandersetzungen auf das familiäre Gefüge und die Beziehungen. Und von welchen Ängsten und Unsicherheiten vor allem die Frauen durchzogen sind. So leidet Myriam unter der häufigen Abwesenheit von Yossi, der bei der Geburt des Sohnes nicht dabei sein kann. Es kommt zum Bruch, nicht zuletzt, da Yossi seinen Sohn Jahre später dazu drängt, ebenfalls zum Militär zu gehen. Auf der anderen Seite stehen Fouad und seine Tochter Tanya, die zur Flucht gezwungen werden.

Das Thema Flucht und Vertreibung ist ein ganz elementares im Libanonkonflikt. Allein 2006 waren mehr als 500.000 Menschen wegen der israelischen Luftangriffe im Libanon auf der Flucht. Heimatverlust, Entfremdung, Armut und Todesangst – dies alles greift Boganim in ihrem eindringlich erzählten Werk auf. Außergewöhnlich ist, dass die Kampfhandlungen, egal ob 1982, 2000 oder 2006, stets präsent und nah sind. Aber nur auf der Tonspur. Man sieht wenige direkte Gefechte oder die aus anderen Filmen bekannte „Kriegsaction“. Auch auf Blut oder tote Soldaten verzichtet Boganim weitestgehend. Es dominieren vielmehr durchdringende Schuss- und Explosionsgeräusche, durch welche die Präsenz des Krieges und die (dauerhafte) Bedrohung vergegenwärtigt werden. Ein brutales Höllenfeuer, oft nur wenige hundert Meter entfernt.

Dennoch betont „Tel Aviv-Beirut“, dass selbst das Grauen des Krieges Liebe und Freundschaften zulässt. Und dass es inmitten all des Leids heitere, schöne Momente gibt – und geben darf. Etwa in Form ausgelassener Familienfeiern, die zumindest für einige Stunden für Ablenkung und andere Eindrücke sorgen. Raffiniert ist Boganims Einfall, nach etwa einer Stunde eine Art Film im Film zu etablieren. Denn die (Neben-)Handlung rund um Tanya und Myriam, die zusammen ihre gefährliche Reise antreten, hat in Sachen Tonalität, Stimmung und Dramaturgie wenig mit dem Rest des Films gemein. Aber dieser Subplot tut dem Film sehr gut. Er sorgt für Leichtigkeit und eine unerwartete Schönheit, die sich in kleinen Gesten und den Dialogen manifestiert.

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