Teresa- Ein Leben zwischen Licht und Schatten
Belgien, Dänemark, Mazedonien, Schweden | 2025 | FSK TBA
Venedig 2025

Wer kennt nicht die Heilige Teresa von Kalkutta. Sie gründete den Orden “Missionarinnen der Nächstenliebe" und wurde weltweit durch ihre Arbeit mit Armen, Obdachlosen, Kranken und Sterbenden bekannt, wofür sie 1979 den Friedensnobelpreis erhielt und 2016 von Papst Franziskus heilig gesprochen wurde. Doch dieser Film erzählt von ihren Anfangsjahren, und die sind wohl den wenigsten bekannt.
So wurde sie in Skopje, Albanien, geboren und entschied sich bereits im Alter von zwölf Jahren für ein Leben als Ordensfrau. Ihr Noviziat machte sie mit 19 Jahren in Indien und legte ihr Gelübde in Kalkutta ab. Im Kloster wird sie gleich als Leiterin eingestellt. Doch das Leben hinter Mauern gefällt ihr nicht. Es wird ausschließlich von Männern bestimmt und steht in krassem Gegensatz zum Elend draußen auf den Straßen. Immer wieder schreibt sie an Papst Pius XII, um die Erlaubnis zu erhalten, ihren Orden zu verlassen und selbst eine Mission zu gründen.Teresa lernt, sich durchzusetzen, übernimmt bald die Leitung des Klosters und muss es 16 Jahre lang führen, bis sie einen eigenen Orden gründen und den Menschen helfen darf. Bis dahin führt sie das Kloster nach strengen Prinzipien, regiert kaltherzig und mit eiserner Hand. Von ihren Schwestern verlangt sie absoluten Gehorsam, und wer sich nicht würdig erweist, kann von ihr auch keine Hilfe erwarten.
Die mazedonische Regisseurin Teona Strugar Mitevska ist vor einigen Jahren mit ihrem Berlinale-Wettbewerbsbeitrag GOTT EXISTIERT, IHR NAME IST PETRUNYA, der auf überzeugende Weise von falschem Glauben, dem Patriarchat und Götzenanbetung erzählt, aufgefallen. Vor vielen Jahren hatte sie bereits einen Dokumentarfilm (TERESA UND ICH) über Mutter Teresa gedreht. Damals hat sie viele Interviews mit ihren Wegbegleiterinnen geführt, deren Aussagen nun in den Spielfilm eingeflossen sind und ein widersprüchliches Bild von ihr zeigen. Das Klischee vom Sinnbild für Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe, wie es uns die katholische Kirche vermittelt, wird hier konterkariert mit dem Bild einer Frau, die gelernt hat, sich durchzusetzen und dabei einen kalten Ehrgeiz zeigt.
Naomi Rapace spielt Teresa und bringt ihre Gefühlskälte im Kloster genauso gut rüber wie ihre Empathie für die Armen jenseits der Klostermauern. Vielleicht ist der Film, der sich auf eine Woche im Kloster beschränkt, nicht unbedingt ein Biopic, sondern mehr eine Reflektion über Heiligkeit, Schwesternschaft und die Rolle der Frau in der Kirche.


