The ApprenticeThe Trump-Story
Kanada, Dänemark, Irland, Vereinigte Staaten | 2024 | FSK 12
Cannes 2024
Der iranische Filmregisseur und Drehbuchautor Ali Abbasi, der in Dänemark lebt und arbeitet, war zuletzt mit HOLY SPIDER in unseren Kinos erfolgreich. In seinem neuen Film nimmt er Donald Trump aufs Korn und zog damit die Verärgerung seiner Anwälte auf sich. Sie wollten einen US-Start in den amerikanischen Kinos verhindern, doch er startet nun doch nicht nur in Europa, sondern auch in Übersee noch vor den Election Days.
New York In den 1970ern, Ed Koch übernimmt das Bürgermeisteramt mit dem Ziel, aus dem Sündenpfuhl eine renommierte Stadt zu machen. Zu dieser Zeit versucht sich Donald Trump (Sebastian Stan) im Immobilien-Imperium seines Vaters freizuschwimmen. Eine helfende Hand bekommt er von Roy Cohn, kongenial gespielt von Jeremy Strong. Er ist der Staranwalt der Stadt und findet Gefallen an dem jungen Donald, er lehrt ihn seine Grundsätze für den Erfolg: nie aufgeben, keine Rücksicht auf andere nehmen, und immer sein eigenes Ziel verfolgen. Dass es dabei nicht nach dem Gesetz zugeht, gehört zum Geschäft, und so sind die Anwälte die wahren Helden dieser Stadt.
Cohn und Trump werden zum Traumpaar, der eine prescht vor mit Projekten, die eher haarsträubend als wagemutig sind, und der andere sichert ihn ab. Da muss man auch mal den Bürgermeister erpressen, Cohn hat jedenfalls eine Sammlung von kompromittierendem Material, mit dem er die Großen der Stadt jederzeit unter Druck setzen kann. So bauen sie gemeinsam ein gigantisches Immobilien-Imperium auf Kosten ihrer Widersacher und der Bürger der Stadt auf. Irgendwie wünscht man sich ständig Batman herbei, der dem Treiben ein Ende bereiten soll, doch das geht munter weiter, selbst wenn am Ende Cohn an AIDS erkrankt. Trump lässt ihn einfach fallen und zieht sein Ding alleine durch, gnaden- und skrupelloser denn je, er ist erwachsen geworden.
Ali Abbasi wird in diesem Biopic sehr konkret, erzählt von Trumps missgünstigem Vater, dem Selbstmord seines Bruders – einem Piloten, den sein Vater als Busfahrer mit Flügeln bezeichnet – und der Vergewaltigung seiner Frau Ivana. Das alles rief natürlich sogleich Trumps Anwälte auf den Plan, die alles tun, um eine Herausbringung des Films zu unterbinden.
Neben dem Biographischen erklärt uns Abbasi aber auch die nicht ganz so neue Denkweise der Republikaner, die seit Reagan längst nicht mehr demokratischen Werten oder der Verfassung folgt. Gesetze gelten immer nur für die anderen und die Durchsetzung eigener Ideen hat oberste Priorität. Dazu bedient man sich ganzer Anwaltskanzleien, die das Land solange mit Rechtsstreitigkeiten überziehen, bis sich die Justiz selbst ad absurdum führt und in der Öffentlichkeit der Eindruck eines schwachen Staates entsteht. Diese Ideologie ist noch skrupelloser als die der Mafia, weil nicht einmal Familienwerte zählen.