The Lost King

Festa del Cinema di Roma 2022

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The Lost King - 2023
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Wie bei seinem Crowdpleaser PHILOMENA setzt Stephen Frears auf ein altbewährtes Schauspielerpaar. Sally Hawkins und Steve Coogan spielen ein getrenntes, aber zusammenlebendes Ehepaar, das sich nur eine gemeinsame Wohnung leisten kann, solange die beiden Jungs noch nicht groß sind. Auch wenn die Liebe erloschen scheint, verbindet John und Philippa eine emotionale Verbundenheit und so akzeptiert es John, als seine Frau immer öfter spät nach Hause kommt, ihren Job vernachlässigt und nur noch von einem gewissen Richard redet.

Es ist eine Theateraufführung von RICHARD III., die Philippa derart aus der Bahn wirft. Hier wird der verrufene König nicht wie bei Shakespeare als mordender Tyrann dargestellt, sondern als weiser und edelmütiger Herrscher. Die geschichtsinteressierte Philippa ist ergriffen, liest am andern Tage alles, was sie zu Richard III. finden kann, und stößt bald auf Widersprüche: Irgendwie hat sie das Gefühl, dass er nicht der Unhold war, den Shakespeare aus ihm machte, sondern eher das Opfer einer Desinformationskampagne der Tudors, die üble Gerüchte in Umlauf brachten, nachdem sie die Macht übernommen hatten. In der Richard III.-Society findet Philippa Verbündete, besucht Vorträge an der Uni Leicester und nimmt, um die aktuelle Geschichtsschreibung zu korrigieren, den Kampf gegen etablierte Historiker auf, deren wissenschaftliche Meinung sie in Frage stellt. Tatsächlich können die Historiker auch ihre These nicht widerlegen, müssen sie aber auch nicht, denn Philippa muss sie beweisen, und das würde vielleicht gelingen, wenn man die sterblichen Überreste des Königs finden und untersuchen würde. Sie sammelt Geld für Ausgrabungen und hat auch schon eine Idee, wo sie graben muss. Auf einem Parkplatz in Leicester und tatsächlich wird man six feet von der Stelle, die sie selbst markiert hat, fündig.

Philippa gegen die Wissenschaftler. Mit viel Sympathie für die kleinen Leute erzählt Stephen Frears diese Geschichte, die sich in England tatsächlich zugetragen hat, und brüskiert damit die etablierten Historiker, die natürlich, nachdem sie sich ausgiebig über Philippa lustig gemacht haben, schnell genug eingelenkt haben, um den archäologischen Erfolg für sich verbuchen zu können. Doch im Film bleibt Philippa die Königin der Herzen, während die Akademiker ihr Fähnchen immer nach dem Wind drehen. 2010 hatte Philippa das Theaterstück gesehen, 2012 war die Ausgrabung und 2015 wurde sie von der Queen geehrt. 

“Nicht nur das!” ergänzte Stephen Frears auf der Pressekonferenz in Rom: Die königlichen Archive seien seit langem von allen Unterlagen zu Richard III. gesäubert. Die Queen hätte  dies alles rückgängig gemacht und ein königliches Begräbnis angeordnet. So hat Philippa die Geschichtsschreibung verändert. Die Briten liebten seinen Film, erzählte er weiter, und ihm selbst hätte es großen Spaß gemacht, Shakespeare zu widerlegen und die Wissenschaft schlecht aussehen zu lassen. Sally Hawkins hält er für die beste Schauspielerin der Welt, kein Wunder, wer sich auf der Leinwand derart in einen Fisch (SHAPE OF WATER) verlieben kann, der könne alles spielen. In England habe sein Film ein großes Echo hervorgerufen, und es liege auf der Hand, dass das Bild Richard III. auf Lügen beruhte: “Alle Diktatoren lügen, Trump, Putin, selbst Tony Blair habe gelogen.“ und er beruhigte die Italiener angesichts des Rechtsrucks bei der letzten Wahl. In Großbritannien gäbe es alle sechs Wochen eine neue Regierung. Auf die Frage einer italienischen Kollegin, ob er keine Angst vor Konsequenzen habe, wenn er die Dinge derart konkret ausspricht, antwortete er amüsiert: “I’m only a grumpy old man. Nobody cares and nobody listens to what I have to say.”



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