The Nest

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The Nest - 2020 poster

"The Nest" ist auch online verfügbar.

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Seine Premiere hatte Sean Durkins THE NEST auf dem Sundance Film Festival, wo er viel Zuspruch fand. Die Mischung aus Psycho- und Familiendrama, gepaart mit dezenten Anleihen an den Schauerroman, baut geschickt Spannung auf und kann mit starken Schauspielerleistungen überzeugen.

Eigentlich sollten die O’Haras mit ihrem Leben zufrieden sein. Rory und Allison beherbergen zusammen mit ihren halbwüchsigen Kindern Benjamin und Samantha einen fürstlichen Landsitz in einer amerikanischen Vorstadt. Hier ist sogar Platz für einen Reitstall, Allison betreibt sogar eine kleine Reitschule. Den Kindern fehlt es an nichts, und wenn doch, sind die Großeltern gleich zur Stelle. Nur Rory scheint nicht wirklich glücklich. Der ehrgeizige Unternehmer und ehemalige Rohstoffmakler aus London ist damals seiner Frau zuliebe ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten gekommen, doch seine Karrierepläne sind nicht so recht aufgegangen. Zwar mangelt es der Familie an nichts, dafür aber Rory an Optionen. Er fühlt sich leer und ist fertig mit Amerika, sehnt sich wieder zurück in sein altes Makler-Leben in der City of London. Als dann auch noch ein Angebot seines ehemaligen Chefs kommt, wieder nach London auf eine lukrative Stelle zurückzukehren, muss er nur noch seine Familie zum vierten Umzug in den letzten zehn Jahren bewegen. Doch er wäre wohl ein schlechter Verkäufer, wenn er nicht einmal seine eigene Familie überreden könnte. Und so fährt er voraus, mietet ein noch fürstlicheres Anwesen an, wo er für seine Frau einen Reitstall einrichten und seine Kinder auf die besten Schulen schicken kann. Alles hier ist nur vom Feinsten, und dennoch scheint die Familie hier nicht richtig heimisch werden zu können. Das Haus ist viel zu groß, als dass es mit Leben gefüllt werden könnte, und während die Kinder nachts ängstlich über die Flure huschen, wähnt sich der Zuschauer manchmal in einem englischen Schauerroman, in dem noch irgendeine Leiche im Haus versteckt sein muss. 

Tatsächlich ist es aber Rory, der mit seinem übertriebenen Ehrgeiz und seiner unersättlichen Gier das Glück erzwingen will, und dabei sowohl beruflich als auch familiär immer wieder scheitert. Als am Ende noch Pech dazu kommt, bekommt das Familiengerüst ernsthafte Risse, und auch die auf Augenhöhe geführte Ehe der O’Haras gerät in eine ernste Krise.

Regisseur Sean Durkin lässt seine Geschichte in der Mitte der 1980er Jahre spielen. Damals ist er selbst sowohl in Amerika als auch in England aufgewachsen und hat schon als Kind die atmosphärischen Unterschiede zwischen den beiden Ländern wahrgenommen. In seiner zweiten Regie-Arbeit greift er nun diese unterschiedliche Tonalität auf und legt einen Familienfilm vor, der die Auswirkungen eines Umzugs über den Atlantik auf die Familien-Dynamik beschreibt und dabei unangenehme Wahrheiten hervorbringt. Dabei seziert er nicht nur die Beziehung der O’Haras, die sich mit aufrechter Liebe und Gleichberechtigung einen Mythos erschaffen haben, der sie sowohl zu einem perfekten Ehepaar als auch zu polaren Gegensätzen macht. Er zeigt auch, wie sich das Paar im Sturm der Gesellschaft zwischen konventionellen Werten und alltäglichen Pflichten aufreibt. Nicht umsonst spielt der Film kurz vor dem großen Börsen-Crash und zeigt eine Londoner Finanzwelt auf dem Höhepunkt der Deregulierung und zur Zeit der beginnenden Globalisierung. Damals gefeierte Werte wie Risiko und Ehrgeiz spiegeln unmittelbar den familiären Konflikt, in dem  es um Themen wie Geschlechterrollen, Familienstruktur und Traditionen geht, die einen einzigartigen Moment in der Geschichte aufzeigen und gleichzeitig die Gegenwart spiegeln.