Trautmann

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Trautmann - 2018 Filmposter
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Marcus H. Rosenmüller ist bei uns am ehesten durch seine bayrischen Jugendfilme wie “Wer früher stirbt ist länger tot” bekannt. Nun hat er seine erste internationale Produktion in England gedreht und legt großes Emotionskino vor. Auch wenn die Themen Fußball und 2. Weltkrieg nach Kassengift riechen, sollte man sich davon nicht abschrecken lassen, denn ihm ist eine große emotionale Lebens- und Liebesgeschichte gelungen.

Eigentlich könnte es aber auch ein Biopic sein, denn Bernd Trautmann hat es wirklich gegeben, er wurde in den letzten Kriegsjahren mit 17 Jahren in die Wehrmacht einberufen, gerät bald darauf in englische Kriegsgefangenschaft und wird in der Nähe Manchesters inhaftiert. Zwar können die deutschen Soldaten mit ihrer Zwangsarbeit der britischen Bevölkerung ein wenig helfen, wieder auf die Beine zu kommen, aber gern gesehen sind sie hier nicht. Im Gegenteil, sie machen der Dorfbevölkerung eher Angst. Bei einem Fußballspiel unter deutschen Kriegsgefangen fallen Trautmanns Qualitäten als Torwart dem Coach des hiesigen Provinzclubs auf, der ihn kurzerhand ausleiht, um seine Mannschaft vor dem sicheren Abstieg zu bewahren. Doch Trautmann ist hier nur auf dem Platz ein Held. So scheitert auch ein erster Annäherungsversuch gegenüber Margaret, der schönen Tochter seines Trainers. Sie wirft ihm allerlei Kriegsverbrechen vor und will nicht sehen, dass er ein Junge war, der lieber mit ihr tanzen gegangen wäre, als auf dem Schlachtfeld überleben zu müssen. Doch mit jedem Spiel nähert er sich ihrem Herzen an und schließlich verlieben sich die beiden.

Nach dem Kriegsende dürfen die deutschen Kriegsgefangenen wieder nach Hause, nur Trautmann liegt eine Offerte des Erfolgsvereins Manchester City vor, die ihn als Torwart engagieren wollen. Er will sie nur annehmen, wenn Margaret, als seine Frau mitkommt.

Sein Trainer versucht ihm noch ins Gewissen zu reden, was er damit seiner Tochter antut, denn selbst wenn sportlich alles klappt, ahnt er schon die Anfeindungen, denen die beiden ausgesetzt sein werden. Und es kommt wie vermutet, auf dem Fußballplatz ist Trautmann akzeptiert, ja oft sogar der Held, doch nachher ist er wieder der Kriegsverbrecher, den alle hassen. So muss sich auch der Manager von Man City rechtfertigen, wie er einen ‘Nazi’  rekrutieren konnte und seine sportlichen Argumente sind nicht gerne gehört. Als dann auch noch der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde mit Boykott droht, stehen die Dinge endgültig Kopf. Das ist die große Stunde von Margaret, die auf einer Pressekonferenz ihren Mann nicht als Feind sondern als Opfer des Krieges beschreibt und einen Solidaritätsgedanken formuliert, denn Kriegsopfer sind sie ja alle. Damit bricht sie eine Lanze für mehr Menschlichkeit, für Freundschaft und Vergebung. Nach dieser geradezu christlichen Rede lässt auch die jüdische Gemeinde ihren Protest fallen und Trautmann läuft zu einer großen Karriere auf, deren Höhepunkt sicherlich das legendäre Cup-Final 1956 war, wo er seiner Mannschaft vor 100.000 Besuchern im Londoner Wembley-Stadion einen spektakulären Sieg sichert. Was während des Spiels niemand ahnt: Trautmann spielt die letzten 20 Minuten mit einem gebrochenen Halswirbel! Als die Öffentlichkeit davon erfährt, wird der deutsche Torwart in ganz England als Held gefeiert, und seine Geschichte geht um die Welt.

Sicherlich hatte Rosenmüller für seinen Film kein akribisches Biopic im Kopf, vielmehr hat er die Kinoqualitäten dieser Lebensgeschichte erkannt, und daraus ein großes emotionales Drama geformt, das nicht nur eine Liebesgeschichte erzählt, sondern auch große Gefühle wie Freundschaft und Hass, Schuld und Vergebung verhandelt und darüber hinaus zeigt, dass es im Sport möglich ist, Grenzen zu überwinden und einen Neuanfang zu wagen.