Vermiglio
Italien, Frankreich, Belgien | 2024 | FSK 12
Großer Preis der Jury, Venedig 2024

Das Leben einer kinderreichen, gottesfürchtigen Tiroler Familie, die von patriarchalischen Strukturen geprägt ist, schildert Maura Delperos VERMIGLIO. Das mit dem Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Venedig ausgezeichnete Werk spielt im gleichnamigen Bergdorf im Trentino gegen Ende des 2. Weltkriegs und wurde von der eigenen Familiengeschichte der Regisseurin inspiriert.
Der Vater ist der Lehrer des Dorfes. Hoch angesehen und respektiert, hat er seine Familie fest im Griff. Ihre Lebenswirklichkeit ist von der kargen Umgebung geprägt, die täglichen Routinen bieten wenig Abwechslung und schon gar nicht die Möglichkeit, sich jenseits des Familienkosmos zu verwirklichen. Dies gilt ganz besonders für die Töchter. Doch als ein Soldat aus Sizilien bei ihnen Unterschlupf sucht und findet, gewinnt das Geschehen an Dynamik…
Eingeteilt in vier Abschnitte, die in den vier verschiedenen Jahreszeiten spielen und thematisch von Vivaldis gleichnamigem Musikwerk begleitet werden, bleibt der Winter zu Beginn am nachdrücklichsten im Gedächtnis. Die bildgewaltig eingefangene Bergwelt wirkt verschlossen wie ihre Bewohner und übt doch nach einer Weile eine gewisse Faszination aus, der man sich nicht entziehen kann.
“VERMIGLIO ist eine Seelenlandschaft, ein Familienlexikon, das in mir lebt, an der Schwelle zum Unterbewussten, ein Akt der Liebe für meinen Vater, seine Familie und ihr kleines Dorf. Es ist eine Reise durch eine persönliche Zeit und eine Hommage an ein kollektives Gedächtnis“, beschreibt Regisseurin Maura Delpero ihr Herzenswerk.
Es sei aber auch eine Geschichte aus Kriegszeiten ohne detonierende Bomben und große Schlachten, und dennoch sei der Krieg allgegenwärtig: “Wir sehen ihn aus der Perspektive der Mütter, die die Welt von der Küche aus beobachten. Ihre Angst, bereits Witwe zu sein, ohne es zu wissen, ist ebenso präsent wie die Sorge um ihre Söhne, die möglicherweise nie zurückkehren werden, und die Herausforderungen an die Lehrer und Priester, die die fehlenden Väter ersetzen müssen”, sagte Delpero bei der Premiere ihres Films in Venedig.


