Wanda, mein Wunder

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Wanda, mein Wunder - 2020
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Die Polin Wanda pflegt den wohlhabenden Josef in dessen Villa am See. Rund um die Uhr ist sie für ihn da und hilft nebenher seiner Frau Elsa mit dem Haushalt. Sohn Gregi lebt noch mit unter dem elterlichen Dach, während die ehrgeizige Tochter Sophie nur zu besonderen Anlässen bei der Familie vorbeischaut. Alle mögen die freundliche, junge Frau, die auf das Geld angewiesen ist, um ihre Eltern und ihre beiden Söhne in Polen zu unterstützen. Wanda bekommt einen sehr intimen Einblick in das Familienleben. So intim, dass sie unerwartet schwanger wird und damit das eine oder andere Geheimnis gelüftet werden muss.

Der Anfang ist relativ harmlos: Ein Reisebus mit polnischen Frauen hält, und Wanda kehrt zurück. Sie war offenbar schon öfter hier in der Schweiz bei der reichen Familie Wegmeister-Gloor. Josef, der ehemalige Chef einer Firma für Baustoffe, hatte einen Schlaganfall und braucht ständig Pflege. Diesmal will Wanda drei Monate bleiben. Für wenig Geld soll sie rund um die Uhr verfügbar sein und in einem finsteren Kellerraum wohnen. Zusätzlich soll sie diesmal auch den Haushalt übernehmen, kochen, putzen und waschen – ein 24/7 Job, aber Wanda braucht das Geld für ihre eigene Familie in Polen.

Schon bald wird klar, dass das vorgeblich musterhafte Leben in der Familienvilla keinesfalls so reibungslos verläuft, wie es scheint, und so hat es Wanda alles andere als leicht. Für ihren Job braucht sie viel diplomatisches Geschick, um es allen recht zu machen. Nur Josef selbst scheint zu ihr ein relativ normales Verhältnis zu haben, er wird von Wanda mit professioneller Zuwendung versorgt. Josefs Frau Elsa ist ein Musterbeispiel an großbürgerlicher Arroganz, die Tochter Sophie ein bösartiges Biest, ihr Mann ist ein anpassungsfähiger Ja-Sager, und Gregi, der Sohn des Hauses, ist ein Träumer, ganz der Ornithologie verfallen und ansonsten weitgehend passiv.
An Wanda prallen alle offenen und versteckten Gemeinheiten ebenso ab wie Gregis ungeschickte Annäherungsversuche. Sie macht einfach ihre Arbeit – schweigsam und diszipliniert. Gelegentlich steht sie außerdem Josef für sexuelle Dienstleistungen zur Verfügung, womit sie sich ihr Gehalt aufbessert. Für ein Salär von 1.000 Franken erfüllt Wanda Josefs eher bescheidene Wünsche und erledigt diesen Job ebenfalls mit professioneller Ruhe. Doch dann ist sie plötzlich schwanger und Chaos bricht aus.

Wie Bettina Oberli und Cooky Ziesche als Autorinnen die Fäden in der Hand halten und mal hier, mal dort an ihnen ziehen, um die Personen hübsch hampeln zu lassen und immer noch einen draufzusetzen, ist vorbildliches Komödienhandwerk. Dennoch wird dabei der ernste Hintergrund nicht ins Lächerliche gezogen, denn Josef ist tatsächlich hilfsbedürftig, und Wanda wird wirklich ausgenutzt. An Gesellschafts- und Sozialkritik wird nicht gespart, im Gegenteil: Den Mitgliedern der standesbedünkelten Unternehmerfamilie wird erst die Maske vom Gesicht gerissen und dann der Spiegel vorgehalten, und zwar so lange, bis es gar nicht mehr anders geht, als sich irgendwie ein bisschen zu besinnen. Wechselnde Koalitionen und immer neue Entwicklungen bringen durchgängig Power und Witz, wobei letzterer öfters mal im Halse stecken bleibt, was das Vergnügen aber keineswegs schmälert. Wenn am Ende eigentlich schon klar ist, wie alles ausgehen könnte, mischen sich auch noch Wandas Eltern ein und bringen die polnische Variante einer verkorksten Familie mit in die Schweiz. Und eine Kuh.