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Österreich, Deutschland | 2025 | FSK 16
Berlinale 2025

Um ein Familientrauma geht es in Andreas Prochaskas Gruselfilm, der von der Berliner Notärztin Judith erzählt, die ein Haus in der österreichischen Pampa geerbt hat. Dort ist ihr Vater gestorben, den sie kaum gekannt hat und der sie als Kind weggegeben hat. Zusammen mit ihrem Ehemann fährt sie nach Österreich, um es zu verkaufen, es wird jedoch ein Trip in ihre Kindheit, die für Judith zeitlebens ein unlösbares Rätsel war.
Durch die Begegnung mit Familienmitgliedern und Dorfbewohnern kommt einiges an die Oberfläche, was in ihrem Unterbewusstsein tief verschüttet war. Ihr Vater war der Dorfarzt und irgendwie geht jeder hier davon aus, dass Judith in seine Fußstapfen treten muss. Dies ist keine Hoffnung der Dorfbewohner, auch keine Bitte, sondern eher eine Gesetzmäßigkeit, die Tradition und Jahrhunderte alte Riten verlangen. Judith spürt immer mehr diesen Zwang, ohne zu wissen, wer ihn eigentlich ausübt. Zuerst bemerkt sie die Veränderung bei ihrem Gatten, der längst nicht mehr nach Hause will und einer rädelsführenden Dorfbewohnerin (Maria Hofstätter) hörig zu sein scheint. Überhaupt sind es die Frauen, von denen dieser mystische Zauber ausgeht, und je mehr sich Julia wehrt, desto drastischer werden ihre Methoden. Zum Schluss scheinen sich Raum und Zeit aufzulösen, Judith verliert alte Ankerpunkte, die ihr Halt gegeben haben und wird immer mehr zum Opfer eines Fluches, der über diesem Dorf liegt.
Andreas Prochaska ist da ein wahrer österreichischer Thriller gelungen, der durchaus an seinen Western DAS FINSTERE TAL erinnert und uns in die Abgründe der menschlichen Seele schauen lässt. Er erzählt von Traumata, Schuld und Selbstermächtigung, benutzt Assoziationen und Atmosphäre als narrative Mittel und konfrontiert uns in einem bildgewaltigen Rausch mit einer fremden Heimat.


