Baader

Alfred-Bauer-Preis, Berlinale 2002

Infos Vorführungen

Baader - 2023

Filmreihe Zeitlos

Kuratiert von RAPID EYE MOVIES

Metropol Logo 2022
Mo20.05.2421:00

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Normal / Gildepass
zzgl. evtl. Logenzuschlag 1,- EUR

Informationen

Filme über die RAF gibt es viele, mit BAADER kommt ein weiterer in die Kinos, der sich mit dem schwierigen Sujet befasst und einen ganz anderen Weg einschlägt. BAADER vermischt reale Ereignisse aus den Jahren 1967 bis 1972 mit Versatzstücken des Genrekinos. Die RAF wird zu einem Bestandteil der Popkultur hochstilisiert. Schon auf der Berlinale hat dieser Ansatz für Diskussionen gesorgt. Während empörte Festivalbesucher dem Werk Verfälschung der Tatsachen vorwarfen, verlieh die Jury den Alfred-Bauer-Preis für neue Perspektiven in der Filmkunst.

Andreas Baader hat wegen Autodiebstahl und Kleinkriminalität im Gefängnis gesessen. Er engagiert sich zunehmend in radikalisierten Studentenkreisen und bevorzugt eine plumpe Spielart des Aktivismus getreu dem Motto: „Die Knarre löst die Starre!“. Er bezeichnet sich selbst als Stadtguerillero und beeindruckt die jüngeren weiblichen Mitglieder der RAF mit einem Sammelsurium von Slogans und Parolen, die er von Mao Tsetung, Che Guevara und Herbert Marcuse entliehen hat. Sein Gegenspieler ist der Chef des Bundeskriminalamtes Kurt Krone (angelehnt an die reale Figur des Horst Herold). Krones Aufgabe ist es, die RAF zu verfolgen und aufzuspüren. Er definiert sich selbst als Liberalen, der sich Sorgen über die Aspekte der kapitalistischen Gesellschaft macht, die junge Idealisten zu gewaltsamen Formen des Protests verleiten.
Im Film trifft Baader seinen Verfolger Krone persönlich mitten auf der Autobahn in der Nähe von Frankfurt. Während die beiden Männer gemeinsam auf den Vordersitzen von Baaders Auto ins Philosophieren geraten, gestehen sie sich, dass sie sich gegenseitig brauchen. Krone benötigt Baader, um seine Aufrüstung und Erweiterung der Polizei und Geheimdienste zu rechtfertigen, während Baader die leicht identifizierbare böse Figur von Krone braucht, um seine unterdrückte kleinbürgerliche Frustration daran abzureagieren. Nachdem sie ihre Nettigkeiten ausgetauscht haben, erlaubt Krone, dass Baader geht, und der Film kehrt wieder ins Reich des quasi Realen zurück, bevor er dann in einem fiktiven Showdown endet.
Regisseur Christopher Roth und Autor Moritz von Uslar wollen BAADER als Fiktion verstanden wissen. Das ist mutig und problematisch gleichermaßen, denn als Gangsterfilm stört der Bezug zur Realität und als Dokudrama ignoriert er zu sehr die Fakten. Der Vorwurf, BAADER sei Kolportagekino liegt da nahe. Doch gerade das würde den Qualitäten des Films nicht gerecht werden: brillant gespielt, optisch ansprechend und mit Sinn fürs Detail inszeniert, sucht er seine eigene Wahrheit zwischen Authentizität und Geschichtsverfälschung.

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