Zweitland
Italien, Deutschland, Österreich | 2025 | FSK 12
Filmfest München 2025

In ZWEITLAND thematisiert Regisseur Michael Kofler den Freiheitskampf einer Gruppe Aktivisten Anfang der sechziger Jahre in seiner Heimat Südtirol. Ein sehr persönlicher Film, der ein Familiendrama mit einem historischen und dennoch heute noch brandaktuellen Konflikt verknüpft.
Im Mittelpunkt stehen die beiden sehr unterschiedlichen Brüder Paul und Anton. Während Paul kurz vor dem Abschied von seiner Heimat steht, um in München Kunst zu studieren, engagiert sich Anton für die Befreiungsbewegung der deutschsprachigen Südtiroler, die sich im postfaschistischen Italien benachteiligt sehen.
Nach einer Reihe von Anschlägen, in die auch Anton verwickelt ist, sieht dieser sich gezwungen, unterzutauchen und Paul in der Verantwortung, sich um Antons Familie, seine Frau Anna und seinen kleinen Sohn und den Hof zu kümmern. Währenddessen wird sein Bruder immer radikaler, angefeuert von dem ihn umgebenden patriarchalischen und von toxischer Männlichkeit geprägten Milieu.
Im Kleinen zeigt Regisseur Michael Kofler, wie die Haltung zum Unabhängigkeitsstreben der Aktivisten die Gemeinschaft spaltet. Gewalt als Mittel der Wahl ist keine Lösung – dies macht der Film deutlich durch Annas Bemühungen, die unterschiedlichen Lager miteinander zu versöhnen, was aber zum Scheitern verurteilt ist.
In Koflers Familie war dieser Konflikt aus der Vergangenheit lange Zeit ein Tabuthema. Sein Wunsch, Südtirol einmal jenseits des Postkartenklischees zu zeigen und die heutige Relevanz der damaligen Ereignisse in Hinblick auf eine zunehmend von Angst vor Überfremdung geprägten Gesellschaft deutlich zu machen, ist ihm beeindruckend gelungen.


