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Werkschau Jafar Panahi

Filmreihe Jafar Panahi

Vorführungen

Jafar Panahi bei seiner Master Class auf dem Filmfest Rom 2025

Jafar Panahi
Masterclass auf dem Filmfest Rom 2025
Von Kalle Somnitz

Nach dem Gewinn der Goldenen Palme, ehrte auch das Filmfest Rom Jafar Panahi für seine so außergewöhnlich wichtigen Filme, für sein gesellschaftliches Engagement und seinen beispiellosen Erfindungsreichtum, Filme unter schwierigen Bedingungen zu machen. Der Ehrenpreis für sein Lebenswerk wurde vom Oscar®-gekrönten Regisseur Giuseppe Tornatore überreicht.

Panahi bedankte sich beim Festival mit einer 90-minütigen Masterclass, die es in sich hatte. Er berichtete von seinen Anfängen, als er beschloss, Film zu studieren, ohne jemals einen Film gesehen zu haben. Konnte er auch gar nicht, weil es verboten war. Bei seinem Praktikum bei einem iranischen Fernsehsender räumte man ihm eine Möglichkeit ein, Filme zu schauen, die er systematisch in sich hinein fraß, beginnend mit allen Hitchcock-Filmen. Man gab ihm Geld für kleine Dokumentarfilme, und dann machte er ein Praktikum bei Abbas Kiarostami. Der hatte keinen Set-Designer, der alles vorbereitete, sondern kam mit seiner Crew ans Set und schaute, was zu tun ist. Panahi hat dann selbstständig für ihn das Set bereitet, was Kiarostami viel Zeit sparte. Er machte ihn danach zu seinem Regieassistenten und lud ihn ein, auch am Schnitt mitzuarbeiten, was für Panahi enorm wichtig war, weil er keine Erfahrung mit Spielfilmen hatte und so das Filmemachen von Grund auf lernte.

Dann hatte er die Idee zu seinem ersten eigenen Spielfilm DER WEISSE BALLON. Er schlug dem Studio einen Kurzfilm vor, doch Kiarostami überredete ihn, einen Langfilm zu machen. Er unterstützte ihn und schrieb das Drehbuch. Sie einigten sich auf einen Kinderfilm, der ging damals besser durch die Zensur: „Wenn die Beamten Kinder auf der Leinwand sahen, schauten sie in der Folge nicht mehr so genau hin.“ Der Film wurde nach Cannes eingeladen und gewann die Caméra d’Or als bestes Erstlingswerk. Trotz des Erfolgs war Panahi nicht zufrieden. Er hatte alles selbst gemacht, alle Regeln beachtet, doch das Ergebnis gefiel ihm nicht, ihm fehlte die Wahrheit. Damals lernte er, zwischen politischen und sozialen Filmen zu unterscheiden. Beim politischen Film gibt es immer nur zwei Möglichkeiten, wahr oder falsch. Im sozialen Film geht es immer um Menschen, um ihre Beziehungen untereinander und nichts mehr ist falsch oder richtig, es gibt nur noch jede Menge Grautöne, die das Leben ausmachen.

Die Wirklichkeit ist ein unendliches Reservoir für Filmideen. Panahi macht am liebsten Filme über die Gesellschaft und ihre Probleme. Dabei fühlt er sich der Wahrheit verpflichtet und arbeitet gerne mit Laienschauspielern an Originalschauplätzen. Wenn er z.B. einen Schneider braucht, dann würde er einen echten Schneider einem Schauspieler vorziehen: “Der Schneider näht und spielt nicht, dass er näht.“

Mit dieser Arbeitsweise kam Panahi zwangsläufig in Konflikt mit den Behörden. “Im Iran musst du immer um Genehmigung bitten und wenn du für alles eine Erlaubnis hast, ist es nicht mehr der Film, den du machen wolltest.” Deswegen begann er heimlich zu drehen. In TAXI TEHERAN baute er sein Auto in ein fahrendes Film- und Ton-Studio um und wahrte so den Hausarrest. Der Film gewann 2015 den Goldenen Bären auf der Berlinale. Danach hatte er Reiseverbot. Festivaldirektor Dieter Kosslick berief ihn im folgenden Jahr in die Jury und stellte demonstrativ einen Stuhl für ihn auf, doch der blieb leer.
2018 schaffte er es wieder, seinen Film DREI GESICHTER fertigzustellen und nach Cannes zu schmuggeln. Er hatte sich von seiner in Frankreich lebenden Tochter eine Kamera schicken lassen und machte sich dann zusammen mit der im Iran berühmten Schauspielerin Behnaz Jafari an die Arbeit. In Cannes wurde der Film mit der Silbernen Palme für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Doch trotz all seiner internationalen Auszeichnungen, “die sind im Iran nichts wert”, wurde er weiter verfolgt und musste 2022 eine Haftstrafe antreten. Nach seinem Hungerstreik wurde er jedoch aus dem Gefängnis entlassen und Hausarrest, Berufsverbot und Reiseverbot aufgehoben. Trotzdem hat er EIN EINFACHER UNFALL wieder ohne Genehmigung gemacht. Dass er einmal einen dieser verbotenen Filme in einem Kuchen versteckt nach Cannes schmuggelte, verwies er aber ins Land der Legenden.

 

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