Jonathan Glazer wurde am 26. März 1965 in London geboren, studierte Theaterdesign, arbeitete als Theaterregisseur und produzierte Film- und Fernsehtrailer. Mit der Zeit wurde er mit seinen Musikvideos und Werbespots unter anderem für Wrangler, Guinness, Levi’s sowie Barclays, Volkswagen und Stella Artois einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Glücklich war er mit diesen Commercials nicht, berichtete er auf dem Filmfest in Rom. Er hatte immer das Gefühl: "They are using my shit to sell their shit", bis ein Freund ihm riet, es umzudrehen: "Use their shit to sell your shit." Im Jahre 2000 debütierte er als Spielfilm-Regisseur und dekonstruierte mit SEXY BEAST den Gangsterfilm. In den Hauptrollen spielten Ray Winstone und Ben Kingsley, der für seine Darstellung eine Oscar-Nominierung erhielt.

In allen folgenden Filmen arbeitete er immer am Drehbuch mit. In Rom erzählte er, dass er ein Buch nur einmal liest und dann gleich das Drehbuch schreibt. Der Film, den er daraus macht, ist aber eigentlich nie fertig. Wie bei Giacometti ist es ein Entwicklungsprozess, der nie endet. Letzten Endes versucht er, ein Gefühl auf die Leinwand zu bringen.
So schrieb er 2004 das Drehbuch zu seinem zweiten Film BIRTH, das er zusammen mit Jean-Claude Carrière fürs Kino adaptierte. Nicole Kidman nahm die Hauptrolle an, weil sie so ungewöhnlich war und sie sich von ihr herausgefordert fühlte. Sie wurde für einen Golden Globe nominiert.
2013 folgte mit der Literaturverfilmung UNDER THE SKIN sein dritter Spielfilm, ein Body-Horrorfilm, den er Scarlett Johansson geradezu auf den Leib geschrieben hat.
Derzeit läuft THE ZONE OF INTEREST in unseren Kinos, der auf dem Roman von Martin Amis basiert. Glazer verwandelte ihn in eine Farce, die ganz nach Hannah Arendt die ‘Banalität des Bösen’ sichtbar macht. Dabei waren ihm Sight und Sound wichtig. Er verzichtete fast komplett auf Close Ups, um eine Distanz zu der Geschichte herzustellen. In Cannes wurde er mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet und nimmt zurzeit mit zwei Nominierungen am diesjährigen Oscar-Rennen teil.
Wird er zumindest einen der beliebten Goldjungen bekommen? //Kalle Somnitz