Neil Jordan zum 75. Geburtstag

Von queeren Wölfen und Vampiren

Vorführungen

Interview mit einem Vampir - 1994

Der irische Filmemacher Neil Jordan wurde am 25. Februar 1950 geboren und begann seine Karriere nach einem Studium der englischen Literatur und Geschichte in den Siebziger Jahren zunächst als Schriftsteller. Seine Kurzgeschichten und Romane kamen gut an bei der Kritik und ihnen wurde bereits eine „filmische“ Qualität zugesprochen, bevor er Anfang der Achtziger anfing, auch Drehbücher zu schreiben. Erste internationale Aufmerksamkeit als Regisseur erlangte er 1984 mit DIE ZEIT DER WÖLFE, einem bizarren Horrormärchen nach Kurzgeschichten seiner Schriftstellerkollegin Angela Carter, das Motive von Rotkäppchen mit Werwolfs-Mythen vermischt. Weniger ein Horrorfilm im klassischen Sinne als ein freudianischer Alptraum über die sexuellen Anspielungen, die in beidem bereits begründet liegen, blieb der Film aber ein Insidertipp für ziemlich aufgeschlossene Cineasten. Jordans endgültiger Durchbruch als Filmemacher gelang ihm erst 1992 mit seinem Arthouse-Kassenschlager THE CRYING GAME, einem doppelbödigen Thriller, der sich zunächst mit der irischen Gegenwart um die IRA auseinandersetzt, um dann in einer unvorhersehbaren Wendung in Sachen Gender-Identität seiner Zeit weit voraus zu sein. Nachdem sein Drehbuch zunächst aufgrund ebendieser Wendung von vielen Filmstudios abgelehnt worden war, erhielt Jordan letztlich genau dafür einen Oscar und allein in den USA spielte der Film fast das dreißigfache seiner Produktionskosten ein. Kurz darauf wurde er nach Hollywood eingeladen, um die Regie bei der seit fast zwanzig Jahren geplanten Verfilmung des erfolgreichen Kultromans INTERVIEW MIT EINEM VAMPIR zu übernehmen. Das Drehbuch stammte diesmal von Autorin Anne Rice selber, Jordan war begeistert und das Studio besetzte die Hauptrollen mit Star Tom Cruise und noch-nicht-Star Brad Pitt, der es dadurch wurde: Wiederum weit entfernt von einem klassischen Horrorfilm, erleben wir Vampire hier zum ersten Mal nicht als Monster, sondern vor allem als melancholisch Leidende unter ihrem ewigen Leben, sowie, in Anknüpfung an Jordans Vorgängerfilm, als sexuell mindestens ambivalent. Ein neues Bild vom Vampir, das neue Maßstäbe setzte und viele spätere Filme beeinflusste.

Zu Neil Jordans 75. Geburtstag bringen wir diese drei Filme, die die Zeit seiner Etablierung als Filmemacher und in unseren Augen seinen bisherigen künstlerischen Höhepunkt bilden, frisch restauriert zurück ins Kino und weihen mit dieser Werkschau das neue Souterrain im Metropol ein. Seid dabei!

// Daniel Bäldle

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