Der Hauptmann

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Kleider machen Leute! Das gilt ganz besonders, wenn es sich um Uniformen handelt. In den letzten Wochen des 2. Weltkriegs findet Wehrmachtssoldat Willi Herold die Dienstbekleidung eines ranghohen Hauptmanns und wird zum brutalen Kriegsverbrecher. Basierend auf dieser realen Geschichte hat Robert Schwentke („Flight Plan“) eine böse Farce um Macht und Missbrauch geschaffen.

Über den „Hauptmann von Köpenick“ kann man schmunzeln, weil er den deutschen Untertanengeist der Lächerlichkeit preisgegeben hat, bei Willi Herold bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Als mordende und plündernde Verbrechebande zogen er und seine Gefolgschaft durch die Lande, immer gut geschützt durch den angeblichen Vorgesetztenstatus und das kranke Obrigkeitsdenken, das sich in Deutschland breit gemacht hatte.

Nach mehr als 13 Jahren kehrt Robert Schwentke aus Hollywood zurück, um die abgründige Geschichte um einen einfachen Soldaten, der dem Rausch der Macht verfällt, zu realisieren. Mit dabei hat er seinen Kameramann Florian Ballhaus, der in geschliffenen Schwarz-Weiß-Bildern, dieses Panoptikum der Barbarei visualisiert. Statt auf Realismus setzt Schwentke auf theatralische Überhöhung bis hin zur Farce. Der Wahnsinn des Nationalsozialismus wird durch die Gegenüberstellung von Ausschweifungen im Stile der Weimarer Republik und Darstellungen von unfassbarer Grausamkeit karikiert. Vielleicht ist diese Herangehensweise die einzige Möglichkeit, das Unbeschreibliche zu beschreiben. Pasolinis „Salo oder die 120 Tage von Sodom“ oder Liliana Cavanis „Der Nachtportier“ haben seinerzeit bei anderer thematischen Gewichtung einen durchaus ähnlichen Ansatz gewählt.

„Der Hauptmann“ gerät so zum deutlichen Gegenentwurf von Landser-Romantik und Geschichten à la „So weit die Füße tragen“, die das Märchen vom sauberen, anständigen deutschen Soldaten am Leben erhalten. Bei der Vorstellung auf dem diesjährigen Filmfestival in Rotterdam hat Robert Schwentke von entsprechenden Anfeindungen bezüglich der Darstellung der Wehrmacht erzählt und die Zuschauer dezidiert darauf hingewiesen, den Abspann abzuwarten, um den abschließenden kleinen Ausflug in die Gegenwart nicht zu verpassen.

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