A Girl Walks Home Alone at Night

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A Girl Walks Home Alone at Night - 2014
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Dieser Film der iranisch-amerikanischen Regisseurin Ana Lily Amirpour ist eines der aufregendsten Kinodebüts der letzten Jahre und ein wagemutiger Genre-Mix mit absolutem Kult-Potential. In Neo-Noir-Ästhetik, die sie mit einem bizarren Soundtrack vereint, erzählt sie eine Vampir-Romanze mit starken Anleihen zum Western und kreiert ein durch seine Eigentümlichkeit bestechendes Horror-Kleinod auf den Spuren von Sergio Leone und David Lynch, das man sich unter keinen Umständen entgehen lassen sollte.

In der fiktiven iranischen „Geisterstadt“ Bad City herrscht Anarchie. In den Straßengräben liegen haufenweise Kadaver, während sich in den trostlosen Baracken und Häusern Verbrauchte, Erschöpfte, als auch Gesetzlose und ihre Opfer tummeln. Seltsame Dinge gehen vor sich. Der junge, attraktive Arash (Arash Marandi) will die Schulden seines drogenabhängigen Vaters begleichen und muss seinen geliebten Ford Thunderbird an den skrupellosen Dealer Saeed abtreten. Frustriert und wütend streift er durch die nächtlichen Straßen und begegnet einem rätselhaften, wortkargen Mädchen (Sheila Vand) auf einem Skateboard. Er und sie beginnen sich anzufreunden, doch ihre sachte Annäherung wird überschattet von der düsteren Doppelexistenz, die sie führt und von der er nichts ahnt: Sie ist ein Vampir und erleichtert Bad City von so manchem Subjekt, welches sie als lebensunwert erachtet.

Obwohl Ana Lily Amirpour in ihrem ersten Spielfilm gleich doppelbödige Anspielungen auf ihre Heimat Iran macht und nebenbei den ausgelassenen Drogenkonsum dortzulande anreißt, entfaltet die Geschichte insbesondere durch den stilistischen Eigenwert ihre unwiderstehliche, mythische Magie. Man könnte meinen, dass das Vampirmädchen, stets von einem schwarzen Mantel umhüllt, als Personifikation des Islam oder auch Religion im Allgemeinen konzipiert ist. Letztendlich bergen die hypnotischen Schwarzweiß-Bilder einige Provokationen, als auch reichlich Raum für Deutungen. Forsch ist „A Girl Walks Home Alone At Night“ ohnehin, denn die vielen Genres die hier zusammengemischt werden, hätten das Konstrukt mit Leichtigkeit ziel- und orientierungslos wirken lassen können. Die junge Regisseurin beweist jedoch ein sensationelles Gespür für Ästhetik, sowie den Einsatz von betörender Musik und evoziert auch hinter der glanzvollen Oberfläche Momente von größter Suspense oder subtiler Komik. So gerät das erste Aufeinandertreffen von Arash und dem mysteriösen, namenlosen Mädchen zu einer einprägsamen Sequenz, als er unter Ecstasy-Einfluss im Dracula Kostüm nach einer ausschweifenden Party durch die nächtlichen Straßen irrt und sie, einen wahrhaftigen Vampir, in der in ihm blühenden Wonne voller Zuneigung, dabei vollkommen ahnungslos über die Bedrohung, zärtlich in die Arme schließt. Auch anderen Szenen jagen einem eisige Schauer über den Rücken, wenn sie schweigsam ihren potentiellen Opfern nachsteigt und Versteck-Spielchen mit ihrer Beute treibt. Sheila Vand, die als mordender Blutsauger in ihren Bann reißt, waltet hier als zwielichtige „moralische“ Instanz an einem durch und durch verkommenen Ort, weswegen man kaum umhin kommt, dem Werk seine unübersehbare feministische Note abzulesen. Der männliche Gegenpart Arash Marandi ist hingegen in Miene und Haltung Amirpours ganz persönliches Äquivalent zu James Dean. Das von Hommagen gespickte Resultat ist eine abgründige, zutiefst exzentrische Kinoperle mit einer überragenden Symbiose aus eindrücklicher Fotografie und psychedelischem Sound.

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