A House of Dynamite
Vereinigte Staaten | 2025 | FSK 12

Oscargewinnerin Kathryn Bigelow meldete sich nach zehn Jahren mit einem Film zurück, der in puncto Sprengkraft, Wucht und Dramatik seinesgleichen sucht. Mit ihrem Spannungskino reiht sie sich ein in jene Hybridform, die Elemente des Dokumentarfilms mit denen des Spielfilms mischt und spielt dabei eine einfache Frage durch. Was passiert, wenn eines Morgens auf dem Überwachungsradar eine Atomrakete mit Kurs auf die USA geortet wird?
Zunächst wird der Präsident (Idris Elba) informiert, der den Krisenstab einberuft. Wissenschaftler berechnen den Kurs des Geschosses und errechnen einen Einschlag in Chicago in etwa 18 Min. Das Militär hat die zweithöchste Alarmstufe Defcon 2 ausgelöst und zwei Abfang-Raketen auf den Weg gebracht. Starfighter steigen auf.
Wie erzählt man einen Vorgang, der in Realtime 18 Min dauert in einem zweistündigen Film? Bigelow beobachtet aus unterschiedlichen Perspektiven und Handlungsebenen. Neben den meist protokollarisch schon vorbestimmten Abläufen haben alle Beteiligten immer mehr mit nicht vorhersehbaren Reaktionen zu tun. Da ist es noch klar, dass auf die Gegen-Mobilmachung amerikanischer Atomwaffen, Telefon-Anrufe aus Russland und China eingehen, aber wen sollte man angreifen, wenn keiner weiss, wo die Rakete herkommt und wer sie abgeschossen hat? Gegen wen soll sich also diese Mobilmachung richten? Wie kann man sich überhaupt wehren? Abgesehen von dem hohen Spannungsbogen und der Dynamik, mit der Bigelow die Konfrontation auf die Spitze treibt, beschreibt sie unsere Welt, in der zahlreiche Länder Atomwaffen besitzen, wie ein Haus, das bis zum Dach mit Atombomben gefüllt ist, während die Temperatur stetig ansteigt. So erreicht Bigelow am Ende eine philosophische Dimension, die einen an Kubricks DR. SELTSAM erinnert.


