Deserto RossoRote Wüste

Bester Film (Filmfestspielen von Venedig 1964)

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DESERTO ROSSO - 1964
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Giuliana, die Frau eines Ingenieurs und Fabrikbesitzers in Ravenna, gerät nach einem Autounfall in Angstzustände: Mann und Kind werden ihr fremd, die künstliche Umwelt der Fabriken und Raffinerien, die neuen Technologien, die ihren Mann Ugo faszinieren, werden in ihrer Wahrnehmung bedrohlich, verwandeln sich in apokalyptische Visionen des Zerfalls. Nach einer kurzen Liaison mit einem Kollegen und Partner ihres Mannes kehrt sie jedoch ins alltägliche Leben zurück.

Antonioni erlebte am Set von Il Deserto rosso (Goldener Löwe für den besten Film bei den Filmfestspielen von Venedig 1964) einen Zustand der Gnade, denn er hatte zum ersten Mal die Möglichkeit, mit Farbe zu arbeiten und drehte einen Film von außergewöhnlicher visueller Eleganz. Der Schauplatz ist postindustriell: Ravenna als Geisterstadt, die von Nebel und Fabrikabgasen heimgesucht wird, deren Horizont von Masten, Rohren und gigantischen Antennen gezeichnet ist und deren Bäche und Flüsse durch Industrieabfälle verschmutzt sind. Vor diesem apokalyptischen Hintergrund wirken die Figuren wie aus einem weltlichen Krippenspiel, sie bewegen sich nur aus beruflichen Gründen (Corrado, gespielt von Richard Harris) und erhalten erst durch die Manifestation seelischer Unruhe (Giuliana, eine außergewöhnliche Monica Vitti) erzählerische Tiefe. Antonioni fühlt sich vor allem von der verletzten Natur angezogen, er färbt sie ein und verwandelt sie bis zur Abstraktion
Antonioni ist in diesem Film pessimistischer denn je, lässt aber dennoch Hoffnungsschimmer zu. In der letzten Szene des Films geht Giuliana mit ihrem Sohn spazieren. Aus dem von den Rohren durchdrungenen Boden treten Dampfstrahlen aus, gelblich gefärbte Gase verbreiten sich am Himmel. „Was ist das?“, fragt das Kind. „Gifte“. „Dann sterben die Vögel, die da durchfliegen?“ „Nein, die Vögel haben gelernt, sie zu erkennen und meiden sie.“ Mehr als fünfzig Jahre später ein Satz und ein Wunsch, der sich an die Menschen von heute zu richten sein scheint.
Piero Spila (Originalbeitrag)

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