Geheimnis eines Lebens

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Geheimnis eines Lebens - 2019 Filmposter
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Joan Stanley (Judy Dench) ist eine entzückende englische Lady, die in einem pittoresken Bilderbuchdorf irgendwo in England lebt und sich eines ruhigen Lebensabends erfreut - bis sie eines Tages vom britischen Geheimdienst festgenommen wird. Denn wie sich nun herausstellt, war sie einstmals die erfolgreichste sowjetische Spionin auf englischem Boden. Trevor Nunns Film wurde inspiriert durch die wahre Geschichte der Sowjet-Agentin Melitta Norwood.

Großbritannien im Jahr 2000: Die 87-jährige Engländerin Joan Stanley lebt in ihrem Vorort-Häuschen ein unauffälliges Rentnerdasein. Doch damit hat es ein abruptes Ende, als der MI5 vor der Tür steht und die alte Dame festnimmt, weil sie Geheimnisse an die Russen verraten haben soll. Nicht nur ihr Sohn fällt aus allen Wolken. Doch als Joan von Regierungsvertretern verhört wird, zeigt keinerlei Schuldbewusstsein. In Rückblenden kehren wir zurück in ihre Jugend und erfahren, wie es dazu kommen konnte.

1938: Als junge Frau studiert Joan in Cambridge Physik. Als sie sich mit Sonya, einer in Russland geborenen Kommilitonin anfreundet, und sich in deren attraktiven Cousin, den Kommunisten Leo, verliebt, sieht sie die Welt mit neuen Augen. Wenige Jahre später erhält sie aufgrund ihrer guten Noten eine Assistenzstelle bei Professor Max Davis, der nach Ausbruch des 2. Weltkriegs am streng geheimen britischen Nuklear-Forschungsprogramm Tube Alloys Project arbeitet. Leo fordert sie auf, ihr Wissen über das Programm an die Russen weiterzugeben, doch zunächst widersteht sie dieser Versuchung. Der Abwurf einer Bombe über Hiroshima verändert jedoch ihre Einstellung grundlegend. Um das Gleichgewicht der Kräfte sicher zu stellen, entschließt sie sich, den Russen zum gleichen Wissensstand über die Konstruktion der Atombombe zu verhelfen wie den Briten – in der Hoffnung, dass diese so nie wieder eingesetzt werde.

Regisseur Trevor Nunn, der neben seinem filmischen Werk vor allem auch als Theaterregisseur und Intendant (Royal Shakespeare Company und Royal National Theatre) bekannt ist, schildert eine junge Frau, die sich eine eigene Meinung bildet und danach handelt. Dass sie so lange unentdeckt bleibt, zeigt, wie sehr Frauen damals unterschätzt wurden. Die meisten hielten sie für eine einfache Sekretärin, nahmen sie oft gar nicht wahr und schöpften keinerlei Verdacht. Allein ihr Chef erkennt bald ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten und ist ihr mehr und mehr zugetan. Seine unglückliche Ehe, aus der er sich nicht zu lösen vermag, verhindert jedoch eine engere Bindung.

Judy Dench spielt Joan als alte Dame mit gewohnt souveräner Leinwandpräsenz, Sophie Cookson (Kingsman: The Secret Service) überzeugt als  junge Joan im moralischen Dilemma zwischen Landesverrat und eigener Überzeugung. Nunn orientiert sich lose an der wahren Geschichte der Top-Spionin Melitta Norwood. 1965 identifizierte sie der British Security Service, verzichtete jedoch darauf – anders als im Film – sie zu verhören, um seine Ermittlungsmethoden nicht aufzudecken. 1972 ging sie ganz normal in Rente. Wie Norwood betrachtet sich Joan im Film selbst nicht als Spionin, besitzt kein Schuldbewusstsein. Norwood vertrat die Ansicht, die  Sowjetunion sei ein junges Experiment, die für ihre Bürger Ernährung, Bildung und Gesundheitsvorsorge betreibe und von den USA und Großbritannien durch die Atom- und Wasserstoffbombe bedroht sei. Sie weigerte sich bis zuletzt, Geld für ihre Tätigkeit zu nehmen.