Googoosh Made of Fire
Deutschland | 2024 | FSK 12
Wenn jemand die Höhen und Tiefen eines Lebens kennengelernt hat, dann Googoosh, die iranische Pop-Ikone und Schauspielerin. Dieser Dokumentarfilm zeichnet ihr abenteuerliches Leben nach, vom Rampenlicht in die Vergessenheit und wieder zurück. Der Film erzählt von einer Frau, die niemals aufgegeben hat und nach aufwühlenden Erfahrungen ihr Leben dem Kampf gegen das autoritäre Regime des Irak gewidmet hat.
Wenn auf jemanden die Bezeichnung „larger than life“ zutrifft, dann auf die iranische Sängerin und Schauspielerin Googoosh. Bereits im Alter von zwei (!) Jahren stand sie zum ersten Mal auf der Bühne, im Eiltempo avancierte sie dann vom Kinderstar zur gefeierten Popsängerin. In den 1970er Jahren sammelte sie im Iran und international Erfolge wie andere Leute Briefmarken und wurde mit ihrem unverwechselbaren Stil zur Modeikone und zum Vorbild der iranischen Jugend. Doch diese Traumkarriere endete mit der islamischen Revolution 1979. Googoosh wurde angeklagt, aber niemals verurteilt. Trotzdem blieb sie 21 Jahre lang unter Hausarrest und durfte während dieser ganzen, langen Zeit nicht auftreten. Im Jahr 2000 gelang ihr die Ausreise aus dem Iran; seitdem tritt sie wieder vor ausverkauften Häusern auf und unterstützt auf viele Arten den Kampf gegen das autoritäre Regime in ihrem Heimatland.
Die Regisseurin Niloufar Taghizadeh zeigt zahlreiche Ausschnitte aus alten und neueren Googoosh-Konzerten, dennoch ist „Googoosh – Made of Fire“ alles andere als ein Musikfilm. Niloufar Taghizadeh interessiert sich in erster Linie weniger für die Musikerin Googoosh, sondern es geht ihr um die Künstlerin als öffentliche Person. Sie betrachtet Googoosh als Sinnbild für alle Frauen des Irans, die durch die rigiden religiösen Regeln des seit nunmehr über vierzig Jahren herrschenden Regimes ihre Freiheit verloren haben und sich nicht mehr frei entfalten können. Von daher ist die Dokumentation weniger ein klassisches Musikerinnen-Biopic als eher ein politisches Statement, das eine Botschaft nach draußen trägt, die ungefähr so lauten könnte: „Schaut her, ich bin stärker als die alten, starrköpfigen Männer. Über zwanzig Jahre hat man mich eingesperrt, und doch bin ich meinen Weg weitergegangen, der schließlich in die Freiheit geführt hat.“
Dieser Ansatz ist aller Ehren wert, hat jedoch zur Folge, dass man über den Menschen hinter der überlebensgroßen Vorbild-Ikone wenig erfährt. Die Abgründe, die zur Biographie einer derart herausragenden Künstlerin gehören, werden nicht ausgespart, aber marginalisiert. Nur nebenbei erfährt man von Drogenmissbrauch, toxischen Beziehungen und existenziellen Krisen. Man versteht, dass Niloufar Taghizadeh ihr Idol möglichst makellos präsentieren will, doch tut sie vielleicht etwas zu viel des Guten. Denn schließlich sind es auch die Schwächen, die Niederlagen und die zu durchschreitenden Täler, die einen Menschen definieren – und damit auch den erreichbaren Gipfel, den Menschen erreichen können, die wir bewundern.
Dennoch ist „Googoosh – Made of Fire“ ein beeindruckender, mitreißender Film. Nicht zuletzt weil die Regisseurin sehr geschickt die historischen Aufnahmen der jungen, ihren Bühneninstinkten folgenden Googoosh mit den Auftritten der reflektierenden, gereiften Aktivistin kombiniert und kontrastiert. Erhellende, zum Teil wirklich anrührende Statements von ihren Weggefährten bringen Googoosh dem Publikum immer näher. Wer die Kraft der Widerstandsbewegung gegen das iranische Regime erfahren will, ist in diesem Film goldrichtig.
Alle, die bis zum Ende des Abspanns im Kino sitzen bleiben, können dann auch die Widmung sehen, die Niloufar Taghizadeh ihrem Film mitgegeben hat: „Für Googoosh und alle Künstler, die Opfer von Diktaturen sind. Ihr erhellt den Weg.“
Das fasst den Film sinnstiftend zusammen, darum geht’s. Googoosh ist eins der hellsten Lichter auf einem langen, beschwerlichen Weg.
Eindrücke von der Premiere im Metropol gibt es hier (klick).