Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

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Schon in Sven Regeners Debütroman „Herr Lehmann“ tauchte die Figur des Karl Schmidt als ein Nebencharakter auf, in seinem impliziten Nachfolger wird sie zur skurrilen Hauptfigur, nun durch Arne Feldhusen („Mord mit Aussicht“, „Stormberg: Der Film“) pointiert inszeniert. Charly Hübner spielt mit viel Charme einen Wende-Verlierer, der mit seinen Freunden in den 90ern den Techno entdeckt.

Deutschland 1995. Karl Schmidt (Charly Hübner) lebt fünf Jahre nach seiner Irrewerdung wieder einigermaßen stabilisiert in einer Drogen-WG in Hamburg-Altona. Betreuer Werner (Bjarne Mädel) achtet darauf, dass sein Leben in ruhigen und streng geregelten Bahnen verläuft. In einem Kinderkurheim arbeitet Karl als Hilfshausmeister, er kümmert sich um Glühbirnen, verstopfte Klos und die Tiere eines therapeutischen Zoos. Aber dann kommt es dreifach dicke: Er muss seinen Jahresurlaub nehmen, Werner will ihn dafür in die Lüneburger Heide schicken und außerdem hat man im Kinderheim einen neuen Hausmeister eingestellt, der nun sein neuer Vorgesetzter sein soll. Zugleich trifft er einen alten Bekannten aus Berlin wieder, Raimund, (Marc Hosemann), der in den vergangenen Jahren zusammen mit Ferdi (Detlev Buck) einen Club und ein Technoplattenfirma namens Bumm Bumm Records in Berlin betreibt und damit stinkreich geworden ist.Im Bumm-Bumm-Hauptquartier herrscht geschäftiges Treiben. Ferdi erklärt Karl, worum es geht: »Das Techno-Ding ist total abgefuckt! Wir brauchen was für die Seele. Magical Mystery. Wie bei den Beatles, nur auf Rave.«

Dazu planen Ferdi und Raimund eine Magical Mystery Tour durch Deutschland, nur eben mit DJs und durch die Clubs! Karl, den ab jetzt alle nur noch Charlie nennen, stürzt sich auf die organisatorische Vorbereitung und freundet sich mit den Leuten an, mit denen er bald durch das ganze Land fahren wird: Die Elektronik-und Saxofonnerds Anja und Dubi, das sorglose Kapeikenduo Holger und Basti, Sigi, eine alte Bekannte, Schöpfi, der früher anders hieß, jetzt aber unter diesem Namen ein Megastar geworden ist, und zwei Meerschweinchen namens Lolek & Bolek.

Es beginnt ein abenteuerlicher Roadtrip durch das Deutschland der 90er, unternommen von einer Handvoll Techno-Freaks und betreut von einem psychisch labilen Ex-Künstler. Was kann da schon schiefgehen?

Als lose Fortsetzung der „Herr Lehmann“-Trilogie hat der „Element of Crime“- Sänger Sven Regener seinen Roman „Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt“ konzipiert, mit der Besonderheit, dass hier über Herrn Lehmann immer nur gesprochen wird, er aber nie auftaucht. In der filmischen Version ist dieser Bezug zu den autobiographischen „Herr Lehmann“-Büchern leider ganz verschwunden, jedoch gelingt es Arne Feldhusen, jede Menge skurrile atmosphärische Episoden, ganz in diesem Stil, aneinander zu reihen. Die bunte Truppe auf Tour spielt mit einiger 90s-Nostalgie, die sich mittlerweile vermehrt in Filmen und auf Revival-Parties bemerkbar macht. Thematisch ähnlich wie Andreas Dresens „Als wir träumten“ wird hier die rauhe Faszination an der Techno-Subkultur nach der Wende erfahrbar, jedoch eben anders als in der dramatischen Erzählweise des Romans von Clemens Meyer. Sven Regener sucht eher die skurril-komischen Momente als die großen Geschichten und gewinnt auf diese Weise seinen so einzigartigen lakonischen Blick, den die Verfilmung von Arne Feldhusen gelungen aufgreift.

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