Memoria

Preis der Jury, Cannes 2021

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Der thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul gewann 2010 für seinen hypnotischen Film UNCLE BOONMEE die Goldene Palme und stellte letztes Jahr in Cannes MEMORIA, seinen ersten englischsprachigen Film, vor.

Tilda Swinton spielt hier eine britische Orchideenzüchterin aus Medellin, die ihre kranke Schwester in Bogota besucht. Immer wieder und ganz unvermittelt hört sie einen lauten Knall, den aber sonst niemand (außer dem Zuschauer) hört. Ihr Schwager vermittelt sie an einen jungen Toningenieur, mit dem zusammen sie das Geräusch rekonstruiert, was sie aber nicht weiterbringt. Im Krankenhaus diagnostiziert man das ‘exploding head syndrome’, an dem der Regisseur tatsächlich einmal gelitten hat. Doch Weerasethakul geht es nicht um eine wissenschaftliche Erklärung, vielmehr sucht er nach einer Ursache für diese psychische Erkrankung. Er findet sie tief im Unterbewusstsein, wo er eine Sozialisationsstörung ausmacht, wenn objektive und subjektive Wirklichkeit nicht im Gleichgewicht stehen. Dies gilt für seine britische Protagonisten, die in Kolumbien lebt, genauso wie für ihn selbst, der hier einen Film dreht, wo er doch aus Thailand kommt. 

MEMORIA zeigt in der ersten Hälfte das moderne Leben in Bogota, um es in der zweiten mit einer archäologischen Ausgrabung auf dem Lande zu kontrastieren. Letztendlich beschreibt Weerasethakul die Gegensätze von Tradition und Moderne, lotet aber auch aus, was diese in unserem Unterbewusstsein bewirken können. Er tut dies in diesem Film weniger poetisch als metaphorisch, wobei er wie immer keiner Narrativität folgt, was es dem Zuschauer nicht immer leicht macht. Entschädigt wird er aber durch eine wie immer brillante Tilda Swinton. 

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