Music

Bestes Drehbuch, Berlinale 2023

Infos Vorführungen

Music - 2022
Informationen

Keine leichte Kost, dafür sind Angela Schanelecs Filme (ICH WAR ZUHAUSE, ABER) bekannt. So beginnt MUSIC mit einer minutenlangen Eingangssequenz, in der wir den Wolken eines nebelverhangenen Berggipfels folgen. Irgendwie erinnerte mich die Szene an Apychatpong Werasetakuls UNCLE BOONMEE, wo meine Augen solange einem Wasserbüffel folgten, bis ich eingeschlafen bin. Später belehrte mich Bertrand Tavernier, ich sei nicht eingeschlafen, sondern vom Regisseur hypnotisiert worden. Den Trick nun kennend, bin ich hier der Vernebelung meiner Sinne knapp entgangen und wurde, als die Sonne herauskam, mit einer pittoresken Küstenlandschaft Griechenlands belohnt.

Hier spielt die Geschichte von Jon, der gerade einen Mann in Notwehr erschlagen hat und sich nun in die Gefängniswärterin Iro verliebt und mit ihr ein Kind bekommt. Aber wie soll man hier an den Ödipus-Mythos denken, wenn das Geschehen quasi im Off stattfindet und wir auch nicht erfahren, dass es sich bei dem Erschlagenen um Jos Vater handelt und Iro seine Mutter ist. Auch der erste Dialog hilft nicht weiter, denn die beiden Krankenschwestern unterhalten sich hier nur über ein Kreuzworträtsel,und so scheint auch der ganze Film zu funktionieren. 

Niemand im deutschen Kino arbeitet so stark mit Auslassungen und Reduktionen wie Angela Schanelec. Sie erzählt in Tableaus und Ellipsen, mit minutenlangen Einstellungen. Man muss das Geheimnis eines jeden Bildes lösen, um das nächste verstehen zu können, und so kristallisiert sich dann langsam eine Geschichte heraus. Mit Unterhaltung hat das natürlich wenig zu tun und nur wenige Kinogänger werden eine solche Herausforderung annehmen, der Jury auf der Berlinale war MUSIC ein Silberner Bär für das Beste  Drehbuch wert.

 

Galerie