Naked Lunch

Berlinale 1992

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Naked Lunch - 1991
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Kann das Unverfilmbare verfilmt werden? Regisseur David Cronenberg war schlau genug, einen eigenen Ansatz zu wählen, William S. Burroughs’ komplexe und rauschhafte Vorlage in Bilder zu fassen, indem er die Perspektive wechselt und die Entstehungsgeschichte des Romans in den Vordergrund rückt. Burroughs flüchtete seinerzeit nach Tanger, nachdem er im Drogenrausch seine Frau erschossen hatte, und gab sich einer Existenz hin, die fast ausschließlich aus Drogenkonsum und Schreiben bestand. Als Jack Kerouac ihn dort besuchte, fand er ihn vollkommen verwahrlost in einem Zimmer voller beschriebener Papierblätter vor. Daraus wurde schließlich "Naked Lunch".

So heißt der Hauptdarsteller im Film Bill Lee, ein Name, den Burroughs anfangs öfter als Pseudonym benutzte, und arbeitet als Kammerjäger, ein Job, den auch Burroughs eine Zeitlang ausübte. Burroughs Frau kam seinerzeit bei jenem „Wilhelm-Tell-Spiel“ zu Tode, das Cronenbergh neu in den Film aufgenommen hat. Doch die eigentliche Leistung liegt in der Umsetzung der abstrakt subjektiven Vorlage, deren Assoziationsketten den Leser mehr verwirren, als dass sie ihn in jene Welt leiten, von der Burroughs erzählen will. Cronenberg visualisiert diese Welt auf seine eigene Art, eine Welt zwischen Hirnrinde und Injektionsnadel, die nur im Kopf funktioniert und dann auch nur bei ausreichendem Drogenkonsum. Cronenberg sammelt die vielen Ideen, setzt sie in den zeitlichen Kontext und versucht ihre emotionale Kraft in Bildern auszudrücken, womit ein Werk entsteht, das dem Zuschauer den Zugang erheblich erleichtert, sich aber auch gleichzeitig von seiner Vorlage entfernt.

Bemerkenswert noch die schauspielerische Leistung von Peter Weller (ROBOCOP) als Kammerjäger Bill Lee, der in einem Drogenrausch den Mord an seiner Frau bewältigen will. Doch der Kreis schließt sich nur scheinbar, und so erlebt er sein Trauma immer wieder von Neuem.

Burroughs hatte eine Mitarbeit am Drehbuch abgelehnt, und so wurde Cronenberg auf der Pressekonferenz gefragt, ob er den Film inzwischen gesehen und sich dazu geäußert hätte. “Ich habe ihn ihm gezeigt”, antwortete Cronenberg, “aber ich konnte ihm keinen Kommentar entlocken. Erst nach einigem Nachhaken meinerseits räumte er ein, dass ihm die vielen Kreaturen vor allem natürlich die käferartigen Schreibmaschinen gut gefallen hätten. „Ich habe ihm eine geschenkt und er schien sehr zufrieden.”

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