VorschauSTART | 25.07.2024

Paris, Texas40th Anniversary

Goldene Palme, Cannes 1984

Infos Vorführungen

Paris, Texas - 1984

zum 40. Jubiläum

Metropol Logo 2022
Mo16.09.2420:00

12,00/10,00
Normal / Gildepass
zzgl. evtl. Logenzuschlag 1,- EUR

Informationen

1984 schuf Wim Wenders mit seinem außergewöhnlichen Roadmovie PARIS, TEXAS einen seiner erfolgreichsten Filme. Basierend auf einem Drehbuch von Sam Shepard erzählt der Film in traumhaften Bildern des Kameramanns Robby Müller von menschlicher Einsamkeit und der ewigen Suche nach Zugehörigkeit. Aufwendig in 4K restauriert, feierte der Film zu seinem 40-jährigen Jubiläum seine Wiederaufführung auf dem Cannes Festival 2024, bevor er nun auch auf unsere Leinwände kommt.

Vier Jahre nach seinem Verschwinden taucht der tot geglaubte Travis in einer Steinwüste nahe der mexikanischen Grenze auf. Ein Arzt benachrichtigt seinen Bruder Walt, der den erinnerungslosen Mann in seinem noblen Haus in L.A. aufnimmt. Bei Walt trifft Travis auch auf seinen siebenjährigen Sohn Hunter, der seit der Trennung seiner Eltern bei seinem Onkel lebt. Zögerlich kehren Travis’ Erinnerungen zurück und auch sein zurückhaltender Sohn fasst langsam Vertrauen. Gemeinsam mit Hunter begibt sich Travis auf die Suche nach seiner verschollenen Frau Jane: Der Beginn einer abenteuerlichen Odyssee durch den kargen Südwesten Amerikas…

Als Vorreiter des Neuen Deutschen Films der 1970er Jahre erlangte Wim Wenders wie kaum ein zweiter deutscher Regisseur enorme internationale Bekanntheit. Wenders gilt als einer der wichtigsten Vertreter des internationalen Gegenwartskinos, der sich mit poetischen Meisterwerken wie „Der Himmel über Berlin“ schon längst als unverzichtbare Größe des Autorenfilms in die Kinogeschichte eingeschrieben hat.

Gemeinsam mit seiner Frau Donata Wenders gründete er 2012 in Düsseldorf die gemeinnützige Wim Wenders Stiftung, die sein filmisches, photographisches und literarisches Lebenswerk zusammenführt, restauriert und der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich macht. Darüber hinaus engagiert sich die Stiftung mit dem Wim Wenders Stipendium für die Förderung junger Talente im Bereich der innovativen, filmischen Erzählkunst, sowie in der Filmbildung.

Die digitale Bearbeitung des Films erfolgte im Jahr 2024. Das 35mm Originalnegativ wurde bei L’Immagine Ritrovata in Bologna in 4K gescannt, mit finanzieller Unterstützung durch das CNC. Die Restaurierung und Farbkorrektur erfolgte bei Basis Berlin Postproduktion, mit Unterstützung durch Chanel und das FFE – Förderprogramm Filmerbe.

 

Hier ein Statement von Wim Wenders selbst:

Es ist für mich schwer zu fassen, dass PARIS, TEXAS in diesem Jahr tatsächlich 40 Jahre alt wird! Im Herbst 1983 gedreht, hatte der Film seine Weltpremiere auf dem Festival in Cannes im Mai 1984. Für seine Wiederaufführung im Rahmen von Cannes Classics 2024 haben wir den Film im Lauf des letzten Jahres aufwendig in 4K restauriert. Natürlich haben wir kein einziges Bild am Schnitt verändert, aber allein dadurch, dass wir das Originalnegativ, das durch die Kamera von Robby Müller gelaufen ist, als Vorlage für den 4K-Scan und die neue Lichtbestimmung benutzen konnten, sieht jetzt jedes DCP im Kino mindestens so gut aus, wenn nicht besser als unsere allererste Kopie damals. Robby Müllers kongeniale Arbeit strahlt mehr denn je, wenn PARIS, TEXAS in den nächsten Monaten weltweit wieder in die Kinos kommt. Für viele Zuschauerinnen und Zuschauer bedeutet das ein Wiedersehen mit Travis, Jane und Hunter, für viele andere, vor allem ein junges Publikum, wird es die erste Begegnung sein.

So eine Wiederbegegnung mit einem Film kann es ganz schön in sich haben – nicht nur für den Regisseur. Man sieht den Film ja nicht nur “wie neu”, sozusagen durch das Vergrößerungsglas des 4K Scans, sondern ist gleichzeitig zurückversetzt in die Lebensumstände des jungen Mannes, als der man den Film seinerzeit gedreht hat, und der sich dann im Schneideraum monatelang mit jeder Szene des Films Hunderte von Malen auseinandergesetzt hat. Ich konnte dabei nicht umhin, auch an meinen Schnittmeister Peter Przygodda zu denken, zusammen mit Robby mein wichtigster Mitarbeiter damals. PARIS, TEXAS war unser zehnter Spielfilm zusammen und Peters Einfluss auf den Rhythmus des Films und seinen Bildfluss ist nach wie vor unverkennbar. Er war ein großer Meister seines Fachs.

Aber was ich noch zum Thema “Wiederbegegnung” sagen wollte: Als ich die restaurierte Fassung kürzlich einem kleinen Kreis von „Family and Friends“ gezeigt habe, gab es bei vielen sehr emotionale Reaktionen, die vor allem mit den jeweiligen individuellen Lebenssituationen vor 40 Jahren zu tun hatten. Manche hatten zum Beispiel vergessen, welch zentrale Rolle die Figur von Hunter, dem 8jährigen Sohn von Travis und Jane, in dem Film spielt – vielleicht vor allem, weil sie damals noch keine eigenen Kinder hatten. Auch die Rollen von Hunters “Ersatzeltern” Walt und Anne, von Dean Stockwell und Aurore Clément so großartig gespielt, wurden in neuem Licht gesehen.

Das Drehbuch von Sam Shepard, einem großen Kenner des amerikanischen Westens und seiner Geschichten, und einem der besten Dialogschreiber des amerikanischen Theaters und Kinos, die eindringlichen und stimmungsvollen Bilder von Robby Müller, die unter die Haut gehende Musik von Ry Cooder, die berührenden Darstellungen von Harry Dean Stanton, Nastassja Kinski und Hunter Carson: Sie alle haben damals zum großen Erfolg des Films beigetragen. Aber dazu kommen Leistungen wie die von Peter Przygodda, unserer Ausstatterin Kate Altman oder unserer Kostümbildnerin Birgitta Bjerke. Und auch in kleine Nebenrollen haben viele Schauspieler alles hineingelegt, wie Bernhard Wicki in den deutschen Landarzt zu Beginn der Geschichte oder Tom Farrell in den “Rufer in der Wüste”, dem Travis einmal im Morgengrauen auf einer Autobahnbrücke in LA begegnet. Wie groß alle ihre Leistungen wirklich waren, ist mir bei der Restaurierung des Films noch einmal so richtig klar geworden, als ich nämlich mit Erstaunen und Freude feststellen konnte, wie zeitlos und lebendig der Film heute noch ist.

Ich freue mich also für alle, die PARIS, TEXAS in dieser restaurierten Fassung vollkommen neu erleben, aber auch für diejenigen, die mit dem Film gleichzeitig in Ihre eigenen Erinnerungen eintauchen werden.

Wim Wenders zur Wiederaufführung seines Filmes in Cannes 2024

 

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